Bettwanze
Gesundheit

Kampf den Bettwanzen auf Schutzhütten

Bettwanzen werden immer mehr zu einem Problem auf Schutzhütten. Daher sagen die Alpenvereine Österreichs, Deutschlands und Südtirols mit ihren knapp 600 Hütten den blutsaugenden Insekten den Kampf an.

Als eine Ursache für die Zunahme der einst als ausgerottet geglaubten Parasiten gilt der Tourismus. Daher sind oft Hotels, Hostels sowie Verkehrsmittel wie die Bahn betroffen. „Das Problem ist also kein hüttenspezifisches, es ist in den Bergen nur sehr viel schwieriger zu bekämpfen“, erklärte Peter Kapelari vom Österreichischen Alpenverein gegenüber der Austria Presseagentur (APA).

Wanzen wandern von Hütte zu Hütte mit

„Ein Befall hat auch nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die Tiere werden eingeschleppt.“ Besonders seit Weitwandern so hoch im Kurs stehe, reisen im Rucksack oft nicht nur die Ausrüstungsgegenstände der Bergsteiger, sondern auch Wanzen von Hütte zu Hütte mit.

Wanderer
ORF
Die Wanzen werden in den Rucksäcken der Wanderer von Hütte zu Hütte weitergetragen

Ein einziges mitgeschlepptes befruchtetes Weibchen kann dann schon ausreichen, um woanders einen Befall auszulösen. „Das Problem aus Angst vor Gästeschwund oder Imageverlust totzuschweigen ist dabei die völlig falsche Strategie“, betonte Kapelari. Vielmehr sei eine rasche Reaktion wichtig. „Wenn ich eine Saison lang nichts tue, vermehren sich die Tiere. Zuerst von Raum zu Raum, dann, bis nur mehr sehr aufwendig gehandelt werden kann.“

Bettwanze
Centers for Disease Control and Prevention

Tödliche Temperatur über 55 Grad

Die Klagenfurter Hütte in den Karawanken musste etwa 2017 als Ganzes in ein Zelt gepackt werden und mehrere Tage ausgegast und erhitzt werden, nachdem andere Maßnahmen nichts gebracht hatten. Bettwanzen überleben Temperaturen über 55 Grad über einen längeren Zeitraum nicht. Kostenpunkt damals: mehr als 100.000 Euro, Umsatzeinbußen noch nicht mitgerechnet.

„Dein Rucksack geht besser nicht ins Lager“

In einer gemeinsamen Broschüre werden Wanderer, Bergsteiger und Hüttenwirte aufmerksam gemacht, wie sie gegen die Verbreitung der lästigen Tiere beitragen können. „Wenn ich jemanden mit typischen Wanzenstichen im Gesicht sehe, sollte es heißen, dein Rucksack geht besser nicht mit ins Lager“, so Kapelari. Dort, wo die Tiere Blut saugen, bilden sich meist juckende gerötete Pusteln, manchmal auch Blasen und Quaddeln. Allerdings können gerade im Sommer auch andere Insekten für Stiche infrage kommen. Krankheiten übertragen Bettwanzen übrigens nicht.

Grafik zeigt den Entwicklungszyklus einer Bettwanze
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Eigene Räume für Rucksäcke nutzen

Der Flyer empfiehlt Wanderern etwa, ihre Rucksäcke nicht nur regelmäßig auf Wanzen zu kontrollieren, sondern sie auf Hütten in fest verschließbaren Säcken aufzubewahren, damit keine Tiere hinein- oder herausgelangen können. Empfohlen wird auch, eigene Räume für Rucksäcke zu nutzen, wenn es sie gibt. „Am Jakobsweg sind solche Schleusen schon gang und gäbe, damit keiner seinen Rucksack mit aufs Zimmer nimmt“, sagte Kapelari. Und es kann helfen, sein Gepäck an Kleiderhaken oder auf Stühlen weit weg vom Schlafplatz zu deponieren.

„Manchmal geben Wirtsleute auch eigene Hüttenschlafsäcke aus, die täglich mit 60 Grad gewaschen werden.“ Das sei aber auf vielen Hütten angesichts der Wasserversorgung, des hohen Energiebedarfs und der verwendeten Waschmittel oft nicht ökologisch. Auch der Einsatz von Insektiziden wird darum von den Alpenvereinen skeptisch gesehen.

Regelmäßig Wanzenspürhunde im Einsatz

Hüttenwirte sollten auch sofort informiert werden, wenn Bettwanzen, ihre Kotspuren – kleine schwarze Punkte in den Verstecken der Tiere –, oder Häutungshüllen entdeckt werden. Weil die Wanzen nachtaktiv sind und sich bei Tag in Holzritzen, Hohlräumen, hinter Wandverkleidungen, Zierleisten oder Steckdosenverkleidungen verstecken, bekommt man sie allerdings selten zu Gesicht.

„Wichtig ist, nicht in Panik zu verfallen“, betonte Kapelari. Bisher habe man das Problem lediglich bei 1,2 Prozent der ÖAV-Hütten mit Gegenmaßnahmen behandeln müssen. Außerdem habe man regelmäßig Wanzenspürhunde im Einsatz. „Das ist im Zweifel die verlässlichste Methode, einen Befall festzustellen.“