Aufnahmetest Medizinstudium Innsbruck
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Wissenschaft

Das Nadelöhr Medizinstudium

Tausende junge Menschen bewerben sich jährlich um einen Studienplatz an den medizinischen Fakultäten. Nur jeder Achte ergattert einen der 1.600 Plätze in Wien, Graz, Innsbruck und Linz. Ist das Studium erfolgreich beendet, wird es erneut eng.

Naturwissenschaftliche Kenntnisse, Textverständnis, kognitives Denken und soziale Kompetenz – in diesen vier Bereichen werden die Bewerber für ein Medizinstudium auf Herz und Nieren schriftlich geprüft. Nur die besten werden zum Studium zugelassen. Heuer waren es österreichweit 12.845 Teilnehmer, die um die 1.600 Studiumsplätze in Humanmedizin rittern.

In der Humanmedizin gehen 75 Prozent der Studienplätze an allen Unis an Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent sind für Studienwerber aus Drittstaaten vorgesehen.

Aufnahmetest Medizinstudium Innsbruck
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Eingangskontrollen wie zu einem Popkonzert

In Wien nahmen 6.490 Personen am Test teil, in Innsbruck 2.927, in Graz 2.372 und in Linz 1.056. Das sind insgesamt rund 78 Prozent der Angemeldeten, wobei es kaum Schwankungen zwischen den Unis gab. In Wien stehen 740 Plätze zur Verfügung, in Innsbruck 400, in Graz 360 und in Linz 180.

ÖH übt Kritik an Aufnahmetests

Kritik am Aufnahmetest kommt von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). „Wir stellen uns ganz klar gegen jegliche Zugangsbeschränkungen“, so Vorsitzende Adrijana Novakovic (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) in einer Aussendung. Der Medizintest sei das Paradebeispiel, das jegliche Befürchtung gegenüber Zugangsbeschränkungen bestätigt.

Die soziale Durchmischung der Studierenden habe seit dessen Einführung abgenommen. Die ÖH will einen freien und offenen Hochschulzugang und fordert eine Ausfinanzierung der Hochschulen. Es liege beim Staat, genügend Studienplätze zu schaffen und eine anständige Orientierungsphase anzubieten.

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Über acht Stunden dauert der Medizinertest

Auch Absolventen brauchen wieder viel Geduld

Der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Medizinischen Universität Innsbruck, Peter Loidl, sieht künftig eine Verschärfung der Situation bei Basisausbildungsplätzen für Medizinstudiumsabsolventen. In Zukunft werden laut seiner Prognose jährlich rund 1.600 Studenten ihr Studium absolvieren, derzeit stünden dafür aber österreichweit nur etwa 700 Basisausbildungsplätze zur Verfügung.

Die Situation intensiviere sich in Zukunft mit sehr großer Wahrscheinlichkeit durch mehr Absolventen der Universität Linz und von Privatuniversitäten, skizzierte Loidl am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck im Rahmen der Medizinaufnahmeprüfungen das für ihn sehr wahrscheinliche Zukunftsszenario. „Es könnte eng werden“, sagte er.

Mehr Geld und zentrale Steuerung

Zur Verkürzung dieser Wartezeiten und zur Bewältigung des zur erwartenden Anstiegs der Absolventenzahl forderte Loidl „mehr Stellen und mehr Geld“. Für die derzeit bereits rund 1.300 Absolventen jährlich brauche es jetzt schon rasch 300 Basisausbildungsplätze mehr, so Loidl. „Diese Plätze sind einfach nur eine Frage des Geldes“, sagte Loidl und appellierte dabei an die politischen Verantwortungsträger. „Ärztestellen kosten eben etwas“, fügte er hinzu.

Dass es nicht alleine das Geld ist, das zur Bewältigung der kommenden Herausforderungen notwendig sein wird, strich der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten jedoch hervor. „Es braucht auch eine zentrale Steuerung der Ausbildungsplätze, etwa wie es sie in Bayern gibt“, hielt Loidl fest: „Eine systemische Lösung ist unbedingt notwendig.“