Widmann, Felipe, Platter, Geisler
ORF
ORF
Politik

Tirol macht Dörfer für Reiseverkehr dicht

Verlängerte Wochenenden führen in Tirol immer öfter zu einem Verkehrskollaps. Zuletzt waren sogar die Ausweichrouten durch die Dörfer im Großraum Innsbruck verstopft – sehr zum Ärger vieler Bürgermeister. Das Land reagiert jetzt mit temporären Fahrverboten.

Schon ab Fronleichnam werden die Fahrverbote auf den Landesstraßen rund um Innsbruck in Kraft treten. Diese gelten für alle Fahrzeuge, die in Richtung Italien oder Deutschland unterwegs sind und mögliche Staus durch die Dörfer umfahren. Gültig sind diese Fahrverbote dann jeweils an den Wochenenden bis 14. September.

So könne es laut Platter nicht weitergehen

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) rechtfertigt die Fahrverbote mit der Belastung der Bevölkerung in den Dörfern. Besondere Situationen würden besondere Maßnahmen fordern, so Platter.

Ziel- und Quellverkehr ausgenommen

Gesperrt werden sollen aus Sicherheitsgründen nicht die Auf- und Abfahrten an sich, sondern Straßenabschnitte unmittelbar danach und zwar so, dass ein erneutes Auffahren auf die Autobahn wieder möglich ist, erklärte Markus Widmann, Leiter der Tiroler Verkehrspolizei. Die Maßnahme ist bereits verordnet und soll am Donnerstag zwischen 7.00 und 19.00 Uhr erstmals angewandt werden.

Der Ziel- und Quellverkehr ist davon nicht betroffen – all jene, die nach Innsbruck oder in die umliegenden Dörfer wollen, können dies auch weiterhin tun, versicherte Platter. Die Fahrverbote gelten für den gesamten Verkehr, also Pkws, Lkws und Motorräder.

Stau auf Landesstraße
ORF
Staus auf den Landesstraßen wie zu Pfingsten will man mit den Fahrverboten verhindern

Navis sollten Fahrverbote übernehmen

Der Ausweichverkehr soll mit Hilfe der Navis unterbunden werden, erklärte der Landeshauptmann. Die Fahrverbote seien bereits an das Innenministerium übermittelt worden, das wiederum den Navi-Betreibern die Verkehrsdaten zur Verfügung stellt. „Die Navis werden die gesperrten Straßen also nicht mehr als Ausweichrouten anzeigen und der Verkehr wird auf der Autobahn bleiben“, erklärte Widmann.

Da man sich aber nicht ganz sicher ist, dass die Navi-Anbieter diese Daten auch einspeisen, sollen am Donnerstag an den gesperrten Ausweichrouten auch Polizeistreifen postiert werden. Diese sollen dann mit „dem nötigen Fingerspitzengefühl“ entscheiden, ob ein Pkw weiterfahren darf oder wieder auf die Autobahn auffahren muss, sagte der Leiter der Verkehrspolizei.

• (1) L9 (Mittelgebirgsstraße) ab Hall Richtung Tulfes
• (2) L38 (Kreisverkehr Ampass Häusern)
• (3) und (4) Fahrverbot der L9 (Iglerstraße) und L32 (Aldranserstraße): Kreisverkehr Innsbruck-Mitte Richtung Igls bzw. Richtung Aldrans
• (5) L38 (Ellbögenerstraße) ab Amras Kreisverkehr Bleichenweg (Kreisverkehr Höhe DEZ) weil hier Abfahrt A12 Innsbruck-Ost
• (9) Fahrverbot Kreuzung Patscher Straße-Römerstraße in Patsch
• (6) L11 (Völserstraße) Kreisverkehr Völs sowohl Richtung Westen als auch Richtung Osten
• (7) L13 (Sellraintalstraße) Höhe Kreisverkehr Kematen (im Bereich des Sicherheitszentrums)

SPÖ-Chef Dornauer lobt Platters „Mut“

Die angekündigten Maßnahmen stoßen bei SPÖ-Parteichef Georg Dornauer auf Zustimmung. „Ein Lob für Landeshauptmann Platters Mut“. Es handle sich jedenfalls um die erste richtige Maßnahme des Landes, so Dornauer.

Durch den massiven Ausweichverkehr sei die Gesundheit der Tiroler Bevölkerung in den Dörfern bei Innsbruck und Richtung Brenner im Wipptal gefährdet gewesen, sagte Dornauer und nahm darauf Bezug, dass laut Bürgermeistern Rettungsfahrzeuge teilweise nicht mehr zufahren konnten. Er hoffe nun, dass es zu keinem Totalkollaps auf der Inntalautobahn (A12) komme, so der SPÖ-Chef.

Erfreut zeigte sich auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser (ÖVP). Es handle sich um einen nachvollziehbaren und notwendigen Schritt. "Jährlich fahren 2,5 Millionen Lkws und 11,4 Millionen Pkws über den Brenner. „Es ist erfreulich, dass das Land diese Tatsache zur Kenntnis nimmt und nicht nur – wie bisher – ausschließlich die Lkws ins Visier nimmt“, erklärte Walser.

Kritik von FPÖ und Liste Fritz

Für die FPÖ und die Liste Fritz gehen die Fahrverbote nicht weit genug. Die Freiheitlichen forderten am Donnerstag die Ausweitung der Maßnahmen auf den Bezirk Kufstein, die Liste Fritz kritisierte Ausnahmen für das Wipp- und Stubaital.

Der Verkehrssprecher von NEOS, Andreas Leitgeb, zeigte sich in einer Aussendung „nicht erfreut über die drastischen Verkehrsmaßnahmen“. „Die bisherige Untätigkeit der Verantwortungsträger im Land Tirol macht die nun angekündigten Maßnahmen aber durchaus notwendig“, so Leitgeb. Er verwies zudem auf die „unzulängliche Baustellensituation“ in und rund um Innsbruck sowie auf dem Autobahnnetz in Richtung Süden und forderte das Land Tirol auf, sich „endlich in das Baustellenmanagement einzubringen“.