Windschaden Merano
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Chronik

Geborstener Baum verletzte Mutter und Kind

Eine Windböe hat in Meran eine mächtige Kiefer wie ein Streichholz geknickt. Eine deutsche Urlauberin und ihr Sohn wurden schwer verletzt. Jetzt werden in Meran mehr als 8.000 großstämmige Bäume kontrolliert.

Es war eine Windböe mit mehr als 85 Stundenkilometern, die über den Stadtfluss Passer in Meran hinwegfegte. Vor einem Café an der Promenade stand eine 24-jährige Frau mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen, als der Stamm einer riesigen Aleppo-Kiefer auf einer Höhe von rund vier Metern zerbarst. Der Baum knickte ein, und einer der mächtigen Äste begrub die Frau und das Kind unter sich.

Geknickte Kiefer an der Passerpromenade
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Bis an die Kaffeehaus-Tischchen stürzten die ausladenden Äste der Kiefer

Der Betreiber des Promenadencafés hatte sich selbst zwischen den Tischchen im Freien zu Boden geworfen, um der Windböe zu entkommen. Danach habe er sich durch die am Boden liegenden Äste des umgestürzten Baumes zu der Frau vorgearbeitet. Sie lag bewusstlos unter einem schweren Stück Holz. In ihrer Nähe hörte man ein Kind wimmern.

Beschädigter Kinderwagen
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Der Kinderwagen des verletzten Buben

Mit Motorsäge Mutter befreit

Andere Augenzeugen befreiten den kleinen Jungen, die Frau mussten von der sofort alarmierten Feuerwehr mit Hilfe von Motorsägen von der Last der Äste befreit werden. Auch ein Notarztteam war sofort zur Stelle. Das Kind hatte schwere Verletzungen am Kopf und am Oberkörper davon getragen und wurde mit dem Rettunghubschrauber nach Bozen gebracht. Die Frau kam vorerst ins Meraner Krankenhaus, wurde dann aber aufgrund gravierender Verletzungen an der Wirbelsäule ebenfalls ins Bozner Spital überstellt.

So starken Wind habe er noch nie erlebt, sagte Wolfgang Trojer, der Kaffehaus-Betreiber, in eiem Interview mit dem ORF. Nie habe er gedacht die Bäume könnten eine Gefahr darstellen.

Geknickte Kiefer an der Passerpromenade
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Der Wirbelsturm sprengte den mächtigen Stamm der Kiefer förmlich

Bäume werden regelmäßig kontrolliert

Auch Merans Bürgermeister Paul Rösch betonte, die Stärke der Windböe sei außergewöhnlich gewesen. Er drückte der Familie sein Mitgefühl aus, versichrte aber, dass die Stadtgemeinde Meran ihre oft über 100 Jahre alten Bäume stets im Auge habe.

In Meran stehen mehr als 8.500 großstämmige Bäume, die im öffentlichen Besitz sind. Eine Gefahrenquelle seien sie im Normalfall nicht, denn ein Mitarbeiter der Stadtgärntnerei kontrolliere jeden Baum, der im sogenannten Baumkataster der Stadt erfasst sei. Laut einem demnach erstellten Risikoplan werde entschieden, welche Bäume gefällt werden müssen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Gerade zur Zeit seien in Meran spezialisierte Unternehmen dabei, weit ausragende Äste von alten Bäumen zu schneiden und die Qualität der Stämme zu kontrollieren. Gegen eine derart massive Naturgewalt wie dem Wirbelsturm vom Dienstag sei man aber nie gewappnet, sagte Bürgermeister Rösch.

Andererseits sei das Fällen von alten Bäumen in Meran in der Vergangenheit immer wieder von Bürgern und von der Opposition harsch kritisiert worden. Ob im Fall der umgestürzten Kiefer an der Passerpromenade ein schuldhaftes Verhalten vorliegt, will die Staatsanwaltschaft klären. An der Unglücksstelle wurden Ermittlungen aufgenommen.