Klobenstein
Hubert Gogl
Hubert Gogl
Wandertipp

Schmugglerweg Klobenstein / Kössen

Die einfache Wanderung von Kössen über den Schmugglersteig zum Wallfahrtsort Maria Klobenstein erfreut im spätherbstlichen Wald mit viel Ruhe und Beschaulichkeit. Die Route im bayrisch-tirolerischen Grenzgebiet führt dabei über zwei Hängebrücken – eine genau an der Grenze an der Durchbruchstelle der Großache in die Entenlochklamm.

Die Entenlochklamm bei Maria Klobenstein wurde vor über 100 Jahren durch eine Sprengung erweitert, um Überschwemmungen durch Verklausungen zu verhindern.

Blick auf Klobenstein und die Großache
Hubert Gogl
Blick von der Aussichtsplattform auf die Großache und nach Maria Klobenstein

Charakter: einfach
Entfernung: 9 km, 300 Hm ↑↓, 2 ½ – 3 Std.
Ausgangspunkt: Zentrum Kössen, Parkplatz beim Info-Büro
Öffi-Anreise: Bus ab Kufstein Bhf, HST Kössen VZ Kaiserwinkl

Auf den Spuren der Schmuggler

Die Straße von Kössen nach Schleching wurde erst in den 1930iger Jahren erbaut. Allerdings gab es schon seit rund 2000 Jahren einen Weg durch die Engstelle der sogenannten Entenlochklamm bei Klobenstein, wo auch die Grenze zwischen Tirol und Bayern ist. Dieser Weg war eine wichtige Handelsroute zwischen Norden und Süden. Die Kelten transportierten unter anderem Bronze und Kupfer. Im Mittelalter waren es Wein und Salz die auf dem Weg geliefert wurden. Daneben gab es einen regen illegalen Grenzverkehr über den Säumer Weg, daher der Name Schmugglerweg. Es wurden bis vor wenigen Jahrzehnten noch Waren und Tiere geschmuggelt.

Kössen Zentrum
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Startpunkt im Zentrum von Kössen

Bestens ausgeschildert ab Start in Kössen

Der Schmugglerweg wurde als interaktiver Wanderweg gestaltet. Mittels QR-Codes lässt sich der Weg auch mit moderner Technik sehr spannend und lehrreich aufwerten (Link siehe unten). Parkmöglichkeiten gibt es beim Kreisverkehr im Ortszentrum von Kössen (östlich beim Tourismusbüro Kaiserwinkl, gebührenfrei mit Stand 11/23). Wer öffentlich anreist, kann ab Kufstein (Bahnhof) stündlich mit dem Bus bis zum Ortszentrum Kössen fahren.

Am Schmugglerweg im Herbstwald
Hubert Gogl
Am Schmugglerweg ohne große Steigungen in Richtung Klobenstein

Sendungshinweis:

„Hallo Wochenende“,
24.11.2023

Entlang der Großache in Richtung Grenze

Der Weg führt vom Ortszentrum westwärts zur Staffenbrücke und über diese in den Ortsteil Staffen. Der weitere Weg ist dann stets links der Großache. Den Einstieg in den eigentlichen Schmugglerweg macht man nach den nördlichsten Bauernhof in Staffen über die Teufelsstiege. Über 69 Stufen gehts auf der Metallstiege hinauf in den Wald, wo eine erste Station des interaktiven Wanderweges anzutreffen ist. Ohne Orientierungsschwierigkeiten folgt man nun dem mittelbreiten Weg nordwärts oberhalb der Großache.

Blick auf Klobenstein und die Großache
Hubert Gogl
Die Großache kurz vor der Entenlochklamm, danach ist’s die Tiroler Ache(n) – Maria Klobenstein versteckt sich etwas im Wald

Eine Ache wechselt fünf mal ihren Namen

Die Großache kommt von Süden, sie entspringt am Pass Thurn auf Salzburger Seite und mündet in Bayern in den Chiemsee. Der Fluss wechselt auf seiner 79 km langen Strecke nicht weniger als fünfmal den Namen: Von der Quelle am Pass Thurn (400 m auf Salzburger Seite) bis Kitzbühel ist es die Jochberger Ache und wird dann zwischen Kitzbühel und St. Johann zur Kitzbüheler Ache. Dort mündet die Fieberbrunner Ache ein und damit wird die Kitzbüheler Ache zur Großache. Im Mittellauf, im Bereich von Erpfendorf, spricht man auch zwischendurch von der Kössener Ache. Nach der Engstelle ist aber Großache die zutreffende Bezeichnung bis zur Grenze. Mit Passieren der Entenlochklamm wird die Großache in Bayern zur Tiroler Achen (Tiroler Ache) und behält den Namen dann bis zum Chiemsee.

Wanderung von Kössen am Schmugglerweg nach Klobenstein

Enten- oder Antenlochklamm?

Genau an der Staatsgrenze befindet sich eine Engstelle – die sogenannten Entenlochklamm. Diese Engstelle verursachte/verursacht seit vielen Jahrhunderten Überschwemmungen in Kössen. Bis 1906/1907 war die Engstelle nur ein 3,4 m breiter Felsspalt durch den sich die Großache zwängen musste und bei Hochwasser kam es regelmäßig zu Verklausungen, die das Wasser zurück staute und zu Überschwemmungen in Kössen führte. 1906 und 1907, nach einem verheerenden Hochwasser 1899, wurde ein Teil der Felsbarriere gesprengt und somit die Engstelle auf 12 m erweitert.
Der Name Entenlochklamm steht vermutlich in keinem Zusammenhang mit den Enten. Vielmehr soll die Bezeichnung vom überlieferten Wort Anten stammen – im Dialekt werden Enten oft als Enten bezeichnet. Allerdings soll Anten in diesem Zusammenhang eine sehr alte Bezeichnung für Grenze sein.

Gletschertopf
Hubert Gogl
Gletschertopf – im ausgefrästen Topf des Kalkfelsens liegt der „Schleifstein“ aus Granit
Klobenstein
Hubert Gogl
Der „geklobene“ Stein

Zwei Hängebrücken am Weg zur/von der Wallfahrtskirche

Der Wanderweg erreicht zunächst eine Aussichtsplattform mit wunderbarem Tiefblick auf die Großache und hinüber nach Klobenstein. Je nach Lust und Laune geht man am zuerst über die hintere oder die vordere und wechselt entsprechend beim Rückweg von Klobenstein. Die grenznähere (hintere) Hängebrücke überspannt genau an der Grenze die Enten-/Antenlochklamm. Besonders beeindruckend sind neben der Engstelle auch freigelegte Gletschertöpfe. In der Würmeiszeit (vor ca. 20.000 – 15.000 Jahren) zwängte sich der Chiemseegletscher hier durch die Engstelle nordwärts und bildete vermutlich Gletschermühlen und in der Folge Gletschertöpfe. Mittransportierte harte Steine frästen sich im Strudel ins weiche Kalkgestein – man sieht diese großen harten „Schleifsteine“ aus Granit in den runden Gletschertöpfen – Geologie hautnah erlebt!

Wallfahrtsort Maria Klobenstein

Kurz nachdem die hintere Hängebrücke gequert ist, wird die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein mit dem gleichnamigen Gasthaus (ab November Winterpause) erreicht. Ein geklobener (=gespaltener) Stein ist namensgebend für den Wallfahrtsort. Die Sage erzählt, dass der herunterstürzende große Stein ein „Muatterl“ zu erschlagen drohte, diese aber die Gottesmutter anflehte und sich so der Stein im aller letzten Moment sich gekloben hat und so die Frau verschont geblieben ist. Es folgte seit dem 17. Jahrhundert eine Marien Verehrung, die bis heute anhält. Man kann durch zwischen den beiden Steinhälften hindurch gehen. Wer weder links noch rechts anstreift, kann auf die Erfüllung eines nicht ausgesprochenen Wunsches hoffen.

Hängebrücke Klobenstein
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Die zweite Hängebrücke bei Klobenstein – sie wurde nach dem Hochwasser 2013 neu errichtet, da sie überspült wurde.

Zurück auf bekanntem Weg

Leider haben ab November sowohl das Gasthaus als auch das Gotteshaus die Türen geschlossen – einzig die kleinste der drei Kapellen ist geöffnet. Man quert nach dem Gnadenort die zweite der beiden Hängebrücken und wandert auf bekanntem Weg zurück. Dabei kann einmal ein kurzer Abstecher zu einer zweiten Aussichtsplattform gemacht werden, von der man die sogenannten Kössener Schichten – eine geologischer Formation – gut sehen kann. Nach insgesamt 2 ½ – 3 Stunden Gehzeit (9 km, 300 Hm) trifft man wieder in Kössen ein.

Hubert Gogl wünscht eine schöne Herbstwanderung nach Klobenstein!