vier Kinder auf Skitour
Stephan Mitter, mc2alpin
Stephan Mitter, mc2alpin
Lifestyle

Kinder auf Skitour – was ist zu beachten?

Der enorme Zulauf zum Skitouren-Gehen macht auch vor Kindern nicht Halt. Immer öfter gehen Kinder auf Skitour, oder möchten ihre Eltern dabei begleiten. Hubert Gogl und Walter Würtl, beides Berg- und Skiführer, geben Tipps zur Tourenausrüstung und Tourenwahl.

Das Angebot an Skitourenausrüstungen ist bei Erwachsenen riesig ist. Bei Kindern hingegen bietet der Handel nur sehr wenig. Eltern, die ihre Kinder mit der entsprechenden Ausrüstung ausstatten möchten, stoßen relativ rasch auf Hürden. Bei Skiern und Fellen tut man sich noch relativ leicht.

Als Tourenski können auch Pistenski verwendet werden und Felle werden in verschiedensten Größen auch zum Zuschneiden angeboten. Für erste Skitourenversuche der Kleinen können als Schuhe auch die Pistenskischuhe verwendet werden.

Herrliche Winterlandschaft und ein Elternteil mit Kind im Aufstieg in der Aufstiegsspur
Werner Koch
Skitourengenuss – auch Kinder möchten ihn haben!

Knackpunkt Kinder Tourenbindung

Der wohl größte Knackpunkt sind die Tourenbindungen für Kinder. Abgesehen von der Größe, sind auch die Auslösewerte (Z-Werte) von Bindungen für Erwachsene viel zu hoch. Eigene Kinder Skitouren Bindungen mit entsprechend niedrigen Z-Werten sind kaum erhältlich.

Eine Firma hat eine Rahmenbindung, bei der man auch mit normalen Pisten Skischuhen einsteigen kann, inzwischen nicht mehr im Angebot (Tipp: Gebrauchtmarkt). Eine sehr kleine und hochpreisige Auswahl gibt es seit kurzem bei Pin-Bindungen für Kinder, für die allerdings auch spezielle Kinder Skitourenschuhe benötigt werden.

Bergführer Walter Würtl mit seiner Familie auf Skitour
Walter Würtl
Bergführer Walter Würtl mit seiner Familie auf Skitour im Navistal

Adapter für Pistenbindung – Made in Tirol

Bergführer Walter Würtl empfiehlt als idealen Einstieg ins Tourengehen bei Kindern den Bindungsadapter einer Tiroler Firma aus Mils bei Hall. Der Bindungseinsatz macht mit wenigen Handgriffen aus der Pistenbindung eine aufstiegstaugliche, bewegliche Tourenbindung. Zur Abfahrt wird der Adapter entfernt und im Rucksack verstaut. Die Abfahrt kann dann mit der gewohnten Pistenausrüstung erfolgen.

Diese Adapterlösung bietet mehrere Vorteile: Sie ist kostengünstig, macht das Hineinschnuppern ins Tourengehen sehr einfach und bei der Abfahrt hat man die vertrauten Skier mit der Sicherheitsbindung. Der Nachteil des Bindungseinsatzes ist, dass die ohnehin schon recht schwere Pistenausrüstung noch schwerer wird. Der Adapter eignet sich laut Hersteller für Kinder von sechs bis zwölf Jahren und ist im Sportfachhandel erhältlich.

Bindungseinsatz der aus einer Pistenbindung eine Tourenbindung macht
Werner Koch
Dieser Adapter macht aus der Pistenbindung eine Tourenbindung – ein Produkt aus Tirol.

Unkonventionelle Lösung mit Mehrgewicht für Eltern

Eine für Kinder geradezu perfekte Lösung ist es für den Aufstieg eine Langlaufausrüstung zu verwenden. Dazu werden auf die Langlaufski Felle montiert. Dabei müssen allerdings die Eltern die normale Skiausrüstung (Schuhe und Ski) der Kinder im Rucksack mittragen, damit diese dann für die Abfahrt ihre Alpinausrüstung haben. Die Kinder haben bei dieser unkonventionellen Lösung beim Aufstieg eine sehr leichte Ausrüstung und beste Bewegungsfreiheit.

Mindestalter für Kinder auf Skitour

Voraussetzung für erste Skitouren von Kindern ist, dass sie auf einer roten oder schwarzen Piste ohne Schwierigkeiten Ski fahren können. Bergführer Walter Würtl nennt dann mit dieser Voraussetzung ein Mindestalter von sechs Jahren. Natürlich hängt das Alter auch mit der entsprechenden Tourenauswahl gerade in Hinblick auf die Abfahrt in Zusammenhang.

Kind auf Skitour
Werner Koch
Diese windgepresste Spur, die kaum noch zu erkennen ist, verspricht nicht gerade einen kraftsparenden Aufstieg. Solche Verhältnisse sind nur sehr bedingt kindertauglich!

Richtige Tourenwahl

„Nicht zu viele und nicht zu steile Höhenmeter“, so lautet ein Grundprinzip für kindertaugliche Skitouren. Die Kondition von Kindern sei nicht zu unterschätzen und das Erreichen von einem Gipfel ist vielfach leicht möglich, weiß Walter Würtl. Allerdings sei zu beachten, dass nach dem Aufstieg die kraftraubende Abfahrt zu meistern ist. Für Kinder sind solche Touren ideal, bei denen man nach dem Aufstieg im freien Gelände auf einer Piste oder einem Ziehweg einer Hütte abfahren kann, so der Kinder-Skitour erprobte Vater Walter Würtl.

Pistentouren sind nicht kindertauglich

Von den überaus beliebten Pistentouren rät Bergführer Walter Würtl ab. Der Aufstieg am Rand der Piste ist fast durchwegs für Kinder zu steil und daher sei abzuraten. Sehr wohl eignen sich aber in den allermeisten Fällen die Skitourenpfade, bei denen die Steigung in der Regel viel moderater und damit kindertauglich sei. Speziell diese Tourenpfade bieten dann den Vorteil, dass für die Abfahrt die präparierte Piste zur Verfügung steht.

Kinder auf Skitour
Stephan Mitter, mc2alpin
Es werden auch eigene Kinder Skitourenkurse angeboten – ideal auch zum Schnuppern. Kinder benötigen nur ihre Alpinskiausrüstung.

Abseits der Piste nur mit LVS-Gerät

Dass gerade mit Kindern nur gemäßigte und damit auch kaum lawinengefährdete Touren unternommen werden sollten, verstehe sich von selbst, sagt Walter Würtl. Allerdings sei auch bei diesen Skitouren im freien Skiraum auch bei Kindern ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät) ein absolutes Muss. Bei etwas größeren Kindern gehören auch die Lawinensonde und Schaufel dazu. Speziell Kinder lieben überdies das spielerische Üben mit dem LVS-Gerät, das man bei Skitouren mit Kindern immer wieder einbauen sollte. Was bei Kindern meist gut ankommt, ist ihr eigener Rucksack. Mit Stolz tragen sie dann diesen und fühlen sich häufig damit als „richtige Tourengeher“.

Ein sehr junger Tourengeher im sanft geneigten Gelände aufsteigend
Werner Koch
Ein „richtiger“ Tourengeher mit eigenem Rucksack im idealen Gelände für Nachwuchs-Tourengeher.

Gutes Wetter und gute Schneeverhältnisse

Bei Skitouren mit Kindern ist neben all den erwähnten Tipps zu erwähnen, dass auch die äußeren Bedingungen passen sollten: Es sollte nicht zu kalt und nicht zu windig sein. Die Schneeverhältnisse sollten bei Abfahrten im freien Gelände auch passen. Sonst könnte aus der anfänglichen Begeisterung für den schönen und gesunden Sport schnell wenig übrig bleiben.