Team Kunstbahnrodler
APA/Hans Klaus Techt
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Sport

Rodler haben viel vor im Eiskanal

In knapp drei Wochen beginnt für die österreichischen Kunstbahn-Rodler mit den Heimbewerben in Igls die Weltcup-Saison. Höhepunkt sind die Weltmeisterschaften Mitte Februar in Sotschi. Dort haben die ÖRV-Aktiven nach dem Gewinn von fünf Medaillen 2019 viel zu verteidigen.

Das Team von ÖRV-Präsident Markus Prock hat in Wien einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Trainingskurs in Oberhof, dem letzten vor dem Saison-Auftakt, absolviert. Vor dem Start herrscht Ungewissheit über den Leistungsstand, doch Sportdirektor Rene Friedl ist vor seiner 14. Saison in Österreich optimistisch.

„Das Ziel für die WM sind wenigstens zwei Medaillen und auch der Gesamt-Weltcup ist ein Thema“, sagte Cheftrainer Rene Friedl am Montag. „Im Gesamtweltcup haben wir bei den Herren und Doppelsitzern genug Potenzial“, sagte der Deutsche. Das junge Damenteam mit Madeleine Egle (21) und Hannah Prock (19) soll in Richtung Olympia 2022 weiter Erfahrung sammeln.

Hoffnungen ruhen auf Kindl und Gleirscher

Ex-Weltmeister Wolfgang Kindl, der in der Gesamtwertung in den vergangenen fünf Saisonen viermal unter den Top drei war, und Olympiasieger David Gleirscher sind die ersten Kandidaten des starken Herren-Teams, das in Vize-Weltmeister Reinhard Egger einen weiteren Siegfahrer besitzt. Die Doppelsitzer Thomas Steu/Lorenz Koller waren zuletzt Gesamt-Zweite und wollen die dominierenden Deutschen noch mehr fordern.

Wolfgang Kindl, der Doppel-Weltmeister von Igls 2017, hat nach einer schwächeren Saison im Training aufgezeigt. „In Lillehammer war ich drei Zehntel unter dem Bahnrekord“, berichtete der Tiroler. Der direkte Vergleich mit der Konkurrenz würde freilich fehlen.

Wolfgang Kindl
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Wolfgang Kindl wurde 2017 in Igls Doppelweltmeister

Teamgefüge als zusätzlicher Ansporn

Der Zusammenhalt im ÖRV-Team ist groß. „Das wird nicht nur nach außen hin so transportiert“, sagte Kindl der APA. Die Aktiven würden sich gegenseitig unterstützen, betonte der 31-Jährige. Zudem würden alle von der Erfahrung der Trainer profitieren.

David Gleirscher jagt nach Gold in Pyeongchang im kommenden Jahr einer WM-Medaille nach. „Ich will mit konstanten Ergebnissen Selbstvertrauen sammeln und dann in Sotschi vorne dabeisein“, sagte der Jung-Ehemann.

Ohne Top-Material geht es nicht

Auf dem enorm wichtigen Materialsektor galt im Vorfeld der Saison den Schalen ein großes Augenmerk. Aerodynamik und Härte sind Faktoren, die es zu verbessern und anzupassen galt, die Zusammenarbeit erfolgt nun mit einer deutschen Firma (früher Kästle). „Wir betreiben einen großen Aufwand, dadurch sind wir konkurrenzfähig und nur dadurch haben wir die Chance, Olympia-Medaillen zu gewinnen“, betonte ÖRV-Chef Prock.

Neue Startanlage in Bludenz

Das wichtige Starttraining hat diesen Sommer allerdings gelitten. „Die Startanlage ist sehr alt, das Aggregat ist zusammengebrochen. Es ist ein großes Ziel, eine neue zu bekommen“, erklärte Prock. Die Kosten dafür belaufen sich laut dem Tiroler nach einem Voranschlag allerdings auf 800.000 Euro. Friedl trauerte der verpassten Chance nach, beim Bau der Football-Anlage im Bereich der Innsbrucker Olympiaworld einen Zubau für eine Startanlage einzuplanen und so die Kosten zu reduzieren.

Nach langer Projektphase wird dafür in Kürze der Bau einer Bahn in Bludenz in Angriff genommen. „Wir kämpfen seit 2011 darum und lehnen uns als Verband dabei weit hinaus“, sagte Prock. „In einer Woche, am 11. November, ist Baubeginn. Es ist strategisch sehr wichtig, eine zweite Bahn zu haben.“

Der rund 700 m lange Eiskanal wird für Training und Rennen für den Nachwuchs genutzt und steht auch der Elite für Training zur Verfügung. Die vor mehreren Jahren mit 6,6 Millionen Euro angesetzten Kosten belaufen sich laut Prock nun auf 7,6 Millionen. Der Verband beteiligt sich dank Sponsoren an der Finanzierung, haftet bei Kostenüberschreitungen und ist eine Betriebsverpflichtung für 15 Jahre eingegangen.