Neue Dürr-Vorwürfe sorgen für Wirbel

Johannes Dürr hat laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom Freitag in Vernehmungen gegenüber Anti-Doping-Ermittlern Markus Gandler Mitwisserschaft vorgeworfen. Diese Vorwürfe wurden von mehreren Seiten dementiert.

Laut „FAZ“ habe ein Zeuge der Unterredung am Donnerstag gemeint: „Ich kann diese Aussage nicht dementieren.“ Dürr soll auch der österreichischen Staatsanwaltschaft den seit Ende Februar nicht mehr für den ÖSV tätigen Ex-Funktionär belastet haben. Wie die Innsbrucker Staatsanwaltschaft am Freitag gegenüber tirol.ORF.at betonte, werde derzeit kein Ermittlungsverfahren gegen Markus Gandler geführt.

Das Österreichische Bundeskriminalamt (BK) bzw. Chefermittler Dieter Csefan dementierte gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) die Vorwürfe der „FAZ“. „Ich kann Ihnen bestätigen, dass er (Dürr, Anm.) bei uns keine Angaben gemacht hat bezüglich des Herrn Gandlers, sonst würde Herr Gandler bei uns als Beschuldigter geführt werden und das ist er nicht. Ich habe keine Ahnung, woher das kommt“, sagte Csefan, der sich auch mit dem deutschen Oberstaatsanwalt Kai Gräber verständigte. „Auch die hatten keinen Kontakt und keine Vernehmung mit Herrn Dürr.“

Gandler über Vorwürfe erbost

Markus Gandler zeigte sich erbost über die von der „FAZ“ vorgetragenen Vorwürfe. „Ich habe mit der Oberstaatsanwaltschaft geredet, der war bei jeder Einvernahme des Herrn Dürr mit anwesend sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Der Name Gandler ist dort nie gefallen“, sagte Gandler zur APA, der nun auch rechtliche Schritte gegen diese „Menschenhatz“ prüfen lässt.

2014 bei Olympischen Spielen überführt

Dürr war bei den Olympischen Spielen 2014 des Dopings überführt worden und habe nach seiner Sperre mit Eigenblut-Doping laut seinen Aussagen bis Dezember 2018 fortgesetzt. Er ist Kronzeuge in den Ermittlungen rund um das Netzwerk des Erfurter Arztes Mark S., seine Darstellungen in einer im Jänner ausgestrahlten ARD-Doku hatten die Ermittlungen ins Rollen gebracht - mehr dazu in WM Seefeld: Festnahmen nach Doping-Razzia.

Rede von stillschweigender Duldung

Dürr war im vergangenen Sommer bei einer sogenannten „FuckUp“-Night, bei der Betroffene über ihr berufliches Scheitern, Fehler und den Weg zurück schildern, damit andere davon lernen können, aufgetreten. Dürr hatte am 5. Juli 2018, befragt zur Rolle des ÖSV und Doping, zwar von keiner aktiven Unterstützung, aber von einer Art stillschweigender Duldung berichtet. Der ÖSV hatte daraufhin eine Einstweilige Verfügung gegen Dürr erwirkt sowie einen Widerruf verlangt.

Diese Verfügung ist nach wie vor aufrecht und wird laut dem deutschen Rechtsanwalt von Dürr, Michael Lehner, Ende April, allerdings von einem österreichischen Anwalt, behandelt. Lehner sieht die Einstweilige Verfügung als Meinungsäußerung an, wie er am Freitag im Gespräch mit der APA erklärte.

Gandler kündigte Klage gegen Dürr an

Anfang März kündigte Markus Gandler in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ an, dass er eine Klage Johannes Dürr vorbereite - mehr dazu in Doping: Gandler will Dürr verklagen.

Johannes Dürr

APA/Roland Schlager

Johannes Dürr wurde bei den Olympischen Spielen 2014 des Dopings überführt

Anwalt: ÖSV soll Dürr dankbar sein

An jenem Abend in Wattens im Juli des Vorjahres habe sein Schützling jedenfalls keine Namen genannt. „Ich empfehle dem österreichischen Verband, seine Verfügung zurückzunehmen und Johannes Dürr dankbar zu sein für das, was er bislang ausgesagt hat und was eben auch durch die Staatsanwaltschaft erfolgreich veranlasst werden konnte. Sie sollten sich vielleicht besser um ihre Trainer kümmern und sonstige Organisation“, sagte Lehner am Freitag in Heidelberg in einem Telefonat mit der Austria Presseagentur.

Links: