Unternehmenspleiten steigen massiv

Die Zahl der Firmenpleiten steigt in Tirol im ersten Quartal 2019 um 45 Prozent. Der Kreditschutzverband relativiert diese auf den ersten Blick dramatische Entwicklung und führt sie auf das niedrige Insolvenzniveau der letzten Jahre zurück.

74 Unternehmen melden hochgerechnet in den ersten drei Monaten dieses Jahres in Tirol Insolvenz an. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Zunahme von 45 Prozent. Damit liegt Tirol im Bundesländer-Vergleich an erster Stelle. Mit Ausnahme von Salzburg, wo es einen geringen Zuwachs von 2,2 Prozent gibt, gehen die Insolvenzzahlen in den ersten Monaten dieses Jahres in allen anderen Bundesländern zurück.

Klaus Schaller KSV1870

ORF/Hermann Hammer

Klaus Schaller

Diese Entwicklung ist für Klaus Schaller, dem KSV1870 Regionalleiter West, wenig überraschend, da das Insolvenzniveau auch in Vergleich mit anderen Bundesländern in Tirol in den letzten Jahren besonders niedrig war, so Schaller. Die Wirtschaft in Tirol laufe derzeit weiter sehr gut. Daran ändere der Anstieg der Pleiten im ersten Quartal 2019 nichts. Klar sei aber, dass sich die heimischen Betriebe nicht auf ihren Errungenschaften der letzten Jahre ausruhen können, so der KSV-Experte. Die Trendumkehr bei den Pleiten sei ein Zeichen dafür, dass die Tiroler Unternehmen nicht in einem „geschützten Raum“ handeln würden, sondern je nach Branche oftmals weltweit mit Mitbewerbern in Konkurenz stehen würden.

Viele kleine Betriebe betroffen

Insolvenz anmelden mussten heuer vor allem viele kleine Betriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, dem Gastgewerbe und der Bauwirtschaft.

Der größte Insolvenzfall in Tirol war heuer bis jetzt das Konkursverfahren der Capital & Immobilien Invest GmbH in Wörgl mit Verbindlichkeiten von 7,7 Millionen Euro. In diesem Verfahren sind laut KSV besonders private Investoren betroffen, die Kapital zur Realisierung eines Immobilienentwicklungsprojektes zur Verfügung gestellt haben. Derzeit bemühe sich die Geschäftsleitung der Schuldnerin um eine Sanierung ihres Unternehmens, erklärte Klaus Schaller. Ob das gelingen könne, sei derzeit schwer vorherzusagen.

Ausblick 2019

Bis zum Jahresende rechnet der Kreditschutzverband damit, dass sich der Anstieg der Pleiten zunehmend abflachen wird. Einen nicht unbedeutenden Einfluss auf den weiteren Trend bei den Tiroler Insolvenzzahlen habe die Entwicklung der deutschen Wirtschaft, so Klaus Schaller. Ob mögliche ungünstige politische Einflussfaktoren, wie ein ungeregelter Brexit oder Zölle zum Beispiel den Wirtschaftsmotor der Nachbarn stottern lassen, werde sich zeigen.

Rückgang bei Privatinsolvenzen

Im ersten Quartal 2019 melden hochgerechnet 159 Privatpersonen ein Insolvenzverfahren an Tiroler Bezirksgerichten an. Das ist ein Rückgang von 30,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie erwartet zeichne sich damit laut Kreditschutzverband der Trend ab, dass sich das Insolvenzniveau in etwa dort einpendeln werde, wo es vor der Insolvenzrechtsnovelle lag. Wie berichtet hat die Gesetzesänderung 2017 die Anforderungen an eine Entschuldung deutlich verringert und einen Ansturm der Schuldner bei Gericht ausgelöst - mehr dazu in: Anfragen bei Schuldenberatung steigen rasant.

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