Aus für Lehre: „Ich würde gern dableiben!“

Über 130 Asylwerber machen in Tirol derzeit eine Lehre. Der Regierungsplan, die Lehrlingsausbildung für sie abzuschaffen, wirft für die Betroffenen viele Fragen auf. Mohanad Tamimi ist Maurer-Lehrling, ihm droht jetzt die Abschiebung.

Maurer ist ein sogenannter „Mangelberuf“. Das heißt, jeder offenen Stelle stehen weniger als 1,5 Arbeitssuchende gegenüber. Dem will Österreich mit der Ausbildung von Maurerlehrlingen entgegenwirken, auch hier fehlen aber Interessenten. Seit 2012 ist die Lehrlingsausbildung deshalb für Asylwerber bis 25 Jahre in Mangelberufen erlaubt. Mohanad Tamimi ist seit Juli Maurer-Lehrling bei einer großen Baufirma.

Sein Asylbescheid ist vorerst negativ, damit droht ihm die Abschiebung mitten in seiner Lehrlingsausbildung. Derzeit arbeitet der junge Iraker auf einer Baustelle in Reutte. Er mag die Arbeit und seine Arbeitskollegen: „Die Leute hier haben viel Erfahrung, ich kann viel von ihnen lernen“. Vom Decken Schalen bis zum Holz Wegräumen reiche sein Aufgabenbereich, berichtet der junge Mann.

Aus dem Irak zur Innsbrucker „Ziehmutter“

2015 floh Mohanad vor der Miliz „Islamischer Staat“ aus dem Irak. Von Schleppern wurde seine Flucht über den Seeweg nach Griechenland organisiert. „Das war sehr gefährlich, ich kann nicht schwimmen“, erinnert sich Mohanad zurück. In der Nacht machten Gewitter die Überfahrt zum Glücksspiel, 50 bis 55 Leute reisten mit Mohanad an.

Danach ging es teilweise zu Fuß über Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Wien. Dort wurde der junge Iraker mit dem Asylantenbus nach Innsbruck weiter transportiert. Dort nahm sich die Pensionistin Helga Pfeifer seiner an.

Regierungsentschiedung verägert Unternehmer

Sie ist für den Asylwerber wie eine Ziehmutter. Mohanad machte seinen Hauptschulabschluss und konnte schließlich bei einer Baufirma eine Lehre beginnen. „Jeder junge Mensch will etwas schaffen und nicht nur Müll aufräumen“, glaubt Helga Pfeifer. Gleichzeitig würden große Firmen um jeden jungen Menschen kämpfen. Warum diese jungen Menschen in der Ausbildung dann nicht einfach hier bleiben dürfen, versteht Helga Pfeifer nicht.

Auch werde eine Ausbildung nicht aus Jux und Tollerei gestartet, hat auch Mohanads Baufirma kein Verständnis für die drohende Abschiebung. „Das ist das Problem, wir können ja nicht drei Jahre ausbilden und dann muss er weg“, ärgert sich Franz Kramer, der Lehrlingsbeauftragte der Baufirma. Facharbeiter die auch bleiben, würde seine Firma dringend benötigen.

„Selbstverständlich“ würde Mohanad auch nach seiner Lehrlingsausbildung eine Stelle in dem Bauunternehmen bekommen, deswegen werde er ja ausgebildet,so Kramer. Gegen den Plan der Regierung gibt es mittlerweile eine breite Front - mehr dazu in Diskussion um Abschiebung von Lehrlingen und Weiter Kritik an Ende der Lehre für Asylwerber.

Regierung will Abschluss der Lehre zulassen

Laut Bundesregierung sollen Flüchtlinge in Ausbildung mit negativem Bescheid ihre Lehre fertigmachen können. Im Einzelfall solle auch humanitäres Bleiberecht geprüft werden, das ist aber weiterhin unsicher. Mohanad selbst hofft noch, eine Instanz ist für seinen Asylbescheid noch ausständig. „Ich wollte eine Ausbildung mit Matura starten, ich hoffe, dass ich weiterlernen kann“, erklärt der junge Lehrling. Sein Ziel sei es, Bauleiter zu werden.

Auch sein Umfeld hofft mit ihm. „Wir hoffen, dass er einen positiven Bescheid erhält, er ist lernwillig, es wäre schade um ihn“, erklärt der Lehrlingsbeauftrage der Baufirma, Franz Kramer. „Weitsicht und globales Denken“ erhofft sich „Ziehmutter“ Helga Pfeifer. Und vor allem menschlicher müsse es werden, richtet sich Pfeifer an die Politik. Derzeit heißt es für den jungen Iraker warten auf die endgültigen Entscheidungen der Regierung. Zumindest während dieses Wartens kann Mohanad weiter als Lehrling arbeiten.