Klimawandel erschwert Wildbachverbauung

Die Wildbachverbauung kann jährlich 40 Mio Euro in Tirol investieren. Nach den Murenabgängen in Schnann und Pettneu wird über die Dimensionierung der Wildbachverbauung diskutiert. Pläne müssen laufend adaptiert werden.

Laut den Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Schutzwasserwirtschaft wurden bei den Murenabgängen vor einigen Tagen im Gridlontobel und in der Schnanner Klamm rund 350.000 Kubikmeter Material in Bewegung gesetzt. Das große Ausmaß der Muren in Schnann und Pettneu vor einigen Tagen überraschte auch Experten wie den Chef der Wildbachverbauung Tirol Gebhard Walter - mehr dazu in Schwere Unwetter im Arlberg-Gebiet.

Er habe in seiner Karriere bei der Wildbachverbauung schon viele Ereignisse gesehen, hinsichtlich der Dimension der Geschiebefracht sei dieses aber schon sehr enorm gewesen, so Walter.

Experten werden immer vorsichtiger

Verbauungen werden auf ein 100 bis 150-jährliches Ereignis dimensioniert. Pläne beruhen auf Erfahrungen und Auswertungen der letzten Jahrzehnte. Tatsache ist, dass die jüngsten Ereignisse heftiger und intensiver ausfallen, das müsse man jetzt einberechnen, so Walter.

Man sei hinsichtlich der Einschätzung von Hochwasserspitzen, Murspitzen oder Geschiebefrachten vorsichtiger geworden. Man wisse, dass diese schwallartigen Abflusswirkungen sehr groß und auch größer wie der berechnete Spitzenabfluss beispielsweise eines 100-jährlichen Ereignisses sein können. Darauf nehme man Rücksicht, wie Walter erklärte.

Schwieriger Faktor Klimawandel

Der Klimawandel ist für die Arbeit der Wildbach- und Lawinenverbauung ein schwieriger Faktor. Man könne nicht alles klar mit statistischen Daten belegen und deswegen irgendwelche Klimazuschläge geben. Man sehe jedoch, dass sich gewisse Einzugsgebiete verändern, erläutert Walter.

Alte Geschiebesperre

Wildbach- und Lawinenverbauung

Alte Geschiebesperre in Schnann

Restrisiko bleibt bestehen

Da man sehe, dass Murdynamiken und die Wirkung auf die Schutzbauten größer sein können als in der Vergangenheit angenommen, habe man die Dimensionierung der Niederschläge etwas angehoben und die Einwirkungsgrößen erhöht. Gefahrenpläne werden wohl laufend adaptiert, aber klar sei auch, dass ein Restrisiko bleibe, gibt der Leiter der Wildbachverbauung Tirol zu bedenken.

Im Herbst 2014 erfolgte der Spatenstich für Schutzmaßnahmen am Schnannerbach durch die Wildbach- und Lawinenverbauung in Pettneu am Arlberg. Nach zwei Jahren Bauzeit konnte das Projekt abgeschlossen werden, 1,1 Mio. Euro wurden investiert - mehr dazu in Pettneu: Verbauung gegen die „Rote Zone“

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