Hypo Tirol braucht mehr Eigenkapital

Bei der Hypo Tirol Bank dürfte eine Aufstockung des Kernkapitals näher rücken. „Auf Dauer können 5,8 Prozent keine Zielgröße sein", sagte Aufsichtsratschef Wilfried Stauder am Mittwoch nach einem Treffen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien.

Mittwochvormittag stand das Vorstandteam der Hypo Tirol der FMA Rede und Antwort. Insgesamt werde von der Bank, die im Eigentum des Landes Tirol steht, erwartet, dass sie eine ordentliche Kernkapitalausstattung vorweisen könne, erläuterte Aufsichtsratschef Stauder nach dem FMA-Treffen. Die Prüfungen sollen demnach schnell und nicht hektisch durchgeführt werden.

Wilfrid Stauder

ORF

Wilfried Stauder

Laufend Bericht erstatten

Die Entscheidung über eine künftige Aufstockung der Kernkapitalquote werde sicher nicht kopflos getroffen. Wann es so weit sein wird, wollte Aufsichtsratschef Wilfried Stauder jedoch nicht sagen. Sowohl die Finanzmarktaufsicht als auch die Hypo würden die Italien-Verluste zuvor noch genau unter die Lupe nehmen. „Wir werden uns wechselseitig Bericht erstatten“, sagte Stauder.

FMA überwacht rechtliche Vorgaben

Die FMA ist die staatliche Aufsichtsbehörde für Versicherungen, Pensionskassen, Wertpapierfirmen und Banken. Die FMA überwacht die rechtlichen Vorgaben. Eine davon ist das Kernkapital einer Bank. Das Kernkapital ist jener Geldbetrag, der der Bank dauerhaft zur Verfügung steht als Risikoabdeckung für ausgegebene Kredite.

Derzeit liegt die Kernkapitalquote laut Hypo bei „zumindest 5,8 Prozent“. Bei Experten schrillen bei einem Wert zwischen fünf und sechs Prozent jedoch die Alarmglocken.

Tiroler Landeshauptmann Günther Platter

APA/Robert Parigger (Montage)

LH Günther Platter

LH Platter sagte Unterstützung zu

Bereits am Dienstag hatte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) seine grundsätzliche Bereitschaft für eine Finanzspritze gegeben. Die Kapitalaufstockung könnte 100 bis 200 Millionen Euro betragen. Laut Platter könnten die Maßnahmen Staatsanleihen oder Kapitalaufstockungen durch das Land sein. Zudem wurden am Mittwoch Anzeigen bei der FMA eingebracht.

Aufsichtsrat rechnet mit 110 Millionen Bilanzverlust

Durch Abschreibungen der Hypo Tirol im Italien-Geschäft im Ausmaß von 120 Millionen Euro rechnet der Aufsichtsrat mit einem Bilanzverlust von 110 Mio. Euro. Eine unmittelbare Landes- oder Bundeshilfe sei aber nicht nötig, hieß es damals - mehr dazu in Hypo-Minus von 110 Mio: Hilfe nicht nötig.

Land Tirol als Bank-Eigentümer

Die Hypo Tirol Bank gehört zu 100 Prozent dem Land Tirol.

Mader zeigt sich fassungslos

Im Gespräch mit ORF Radio Tirol zeigte sich Helmut Mader, früherer Aufsichtsratsvorsitzender der Bank, angesichts der bekanntgewordenen Summen fassungslos. Er erklärt, dass der Aufsichtsrat einen eigenen Kreditausschuss gehabt habe. „Ich selbst bin - weil ich Politiker war - nicht hingegangen. Ich habe mich auf alle, die dort gearbeitet haben, bestens verlassen können“, sagt Helmut Mader - mehr dazu in Hypo: Zu offensive Kreditvergabe?.