Zwischen Überfluss und Schlankheitsideal

Vor allem Frauen leiden an Essstörungen, aber auch Männer sind immer häufiger betroffen. Etwa 200.000 Menschen erkranken in Österreich im Laufe ihres Lebens an Essstörungen. Sie reichen von Ess-Brechsucht über Magersucht bis zu Essattacken.

Isolde Köll hat es immer wieder mit Diäten probiert und auch zeitweise erfolgreich abgenommen. Doch immer wenn sie inneren Stress verspürte, kompensierte sie ihn durch essen: „Ich hatte eine Ess-Brechsucht und eine Schmerzstörung. Ich hatte mir zuviel aufgeladen und es mit Essen kompensiert.“

Patienten nehmen innere Konflikte nicht wahr

Oft merken nicht einmal die nächsten Angehörigen etwas von der Essstörung, die meisten Betroffenen leiden im Verborgenen. Warnzeichen sind Gewichtsverlust in kurzer Zeit oder ein sozialer und emotionaler Rückzug, sagen Experten. Bei vielen ist der Schlankheitskult in unserer Gesellschaft Auslöser für eine Essstörung. Doch die Ursachen liegen meist tiefer, erklärt Ernest Abel von der Spezialambulanz für Essstörungen der TILAK in Innsbruck: „Meistens will man über die Essstörung Emotionen und Handlungsimpulse kontrollieren. Die inneren Konflikte werden nicht wahrgenommen.“

Sendungshinweis:

„Tirol heute“, 23. 3. 2015,
19.00 Uhr in ORF 2

Betroffene rät zur Hilfesuche

Die psychiatrische Tages-Ambulanz bietet ihren Klientinnen und Klienten über Wochen eine breit gefächerte Behandlung an. Betroffene lernen die richtige Essstruktur zurückzugewinnen, es gibt Physio- und Ergotherapie, Sport- und auch psychodynamische Gruppentherapie. Auch nachher sollte man sich weiter behandeln lassen, sagt Abel. So wie Isolde Köll, die mittlerweile auf einem guten Weg ist: „Mir geht es gut. Es gibt nach wie vor Tage, an denen es mir nicht so gut geht. Aber die halten sich in Grenzen. Durch die Therapie habe ich sehr viel über mich selber gelernt und auch wie ich mit meinen Gefühlen umgehen kann.“ Sie rät allen Betroffenen, sich unbedingt Hilfe zu suchen. Alleine könne man das nicht schaffen.

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