Preise machen Wohnen zur Armutsfalle

Immer mehr Menschen in Tirol geraten in die „Armutsfalle Wohnen“. Allein in Innsbruck sind derzeit ca. 2.300 Wohnungssuchende vorgemerkt. 18.000 Menschen müssen jedes Jahr in Tirol mit einer Mietzinsbeihilfe unterstützt werden.

Trotz Förderungen geraten immer mehr Menschen in Wohnungsnot. Lothar Müller ist Ex-Sozialstadtrat von Innsbruck und betreut für die Arbeiterkammer Tirol einen Wohnungsunterstützungsfonds. Derzeit gebe es mehr denn je zu tun, schilderte Müller bei einer Expertenrunde Donnerstagabend in der Arbeiterkammer in Innsbruck drastische Fälle: „Es gibt Fälle, da liegt das Familieneinkommen bei 1.800 Euro und der Schweizer-Franken-Kredit steht mittlerweile bei 1.500 Euro. Dabei sind in vielen Fällen noch Kinder zu versorgen. Da sind Risiken eingegangen worden, das ist ungeheuerlich.“

Problem betrifft auch die Mittelschicht

Als Pionierin der Sozialarbeit in Tirol gilt Waltraud Kreidl, die unter anderem die Haftentlassenen-Hilfe aufgebaut hat. Die Wohnungsnot betreffe breite Teile der Bevölkerung, sagt sie: „Man hat dann oft das Bild des Obdachlosen vor sich. Aber das Problem geht mittlerweile bis in die Mittelschicht hinein. Man muss nur Durchschnittslohn und Wohnkosten in der Stadt gegenüberstellen, das geht schwer zusammen. Bei einem Schicksalsschlag wie Arbeitslosigkeit steht man plötzlich mit der Hälfte des letzten Einkommens da. Das kann schon eine Katastrophe herbeiführen.“

Leistbarer Wohnraum schwierig zu finden

Dass leistbarer Wohnraum auch für viele Familien Mangelware ist, bestätigt Christian Zabernig, Referatsleiter für Wohnungsvergabe bei der Stadt Innsbruck: „Sozial Schwache finden sich in allen Bereichen. Wir liegen im Vierzimmerbereich bei vier- bis fünfköpfigen Familien bei einem Familieneinkommensdurchschnitt bei 2.250 Euro. Das ist unter der Armutsgefährdungsschwelle. Es ist schwierig für solche Familien passenden Wohnraum zu finden.“

Sozialvereine fordern den Bau von deutlich mehr neuen Wohnungen vor allem in Innsbruck und einheitliche Regelungen für die Mietzinsbeihilfe in allen Tiroler Gemeinden.

„Wohnen 2020“ ist der Titel eines Strategie-Papiers, das von Sozialpartnern und Umweltorganisationen erarbeitet und bereits zu Jahresbeginn präsentiert wurde. Gefragt wurde, wie Wohnen leistbarer werden kann - mehr dazu in Ideen für billigeres Wohnen 2020