Empörung über mangelnde Hilfe nach Unfall

Nach dem tödlichen Motorradunfall vom Sonntag herrscht Trauer und Empörung. Etwa 15 Pkw-Lenker sollen an der Unfallstelle vorbeigefahren sein, ohne anzuhalten. ÖAMTC und Rotes Kreuz rufen zu mehr Zivilcourage auf.

Bei dem Motorradunfall wurde ein 36-jähriger Mann aus Innsbruck getötet. Der Motorradfahrer war frontal gegen einen Pkw geprallt. Der Lenker des Autos erlitt einen Schock. Der genaue Unfallhergang ist noch nicht klar. Anhand der Spuren vermutet die Polizei aber, dass der 19-jährige Pkw-Lenker aus Absam (Bezirk Innsbruck-Land) nach links abbiegen wollte. Der entgegenkommende Motorradfahrer aus Innsbruck dürfte frontal in das Fahrzeug gekracht sein.

Der Pkw-Lenker wurde mit der Rettung in das Krankenhaus Hall gebracht. Er erlitt einen schweren Schock und wurde bei dem Unfall verletzt. Ein Alkotest verlief negativ.

Tödlicher Motorradunfall in Thaur

Zeitungsfoto.at

Weitergefahren ohne anzuhalten?

Werner Chisté von der Polizei Hall berichtete nach dem Unfall, dass zwar ein Ehepaar an der Unfallstelle stehen geblieben sei, um zu helfen. Es wollte auch andere Autofahrer anhalten, aber die seien einfach weitergefahren.

Die Polizei vermutet, dass etwa 15 Pkw-Lenker, an der Unfallstelle vorbeigefahren seien, ohne anzuhalten. Die Ermittler bitten Unfallzeugen, sich zu melden. Trotz eines Zeugenaufrufes habe sich aber noch kein Zeuge gemeldet, sagt der stellvertretende Polizeiinspektionskommandant in Hall, Martin Mayr Montagmittag.

Nach der intensiven Berichterstattung über den tragischen Unfall haben sich Montagnachmittag dann doch noch ein paar Personen bei der Polizei in Hall gemeldet. Deren Angaben werden jetzt geprüft.

So wie jene Aussage einer Augenzeugin, die sich Montagabend auch beim ORF Tirol gemeldet hat. Sie widerspricht den Angaben der Polizei vehement. Ihrer Aussage zufolge hätten zehn Personen an der Unfallstelle geholfen - mehr dazu in Helfer widersprechen Polizeiaussagen

Pficht Hilfe zu leisten

ÖAMTC und Polizei weisen darauf hin, dass es eine Verpflichtung gibt Hilfe zu leisten. Martin Mayr von der Polizei Hall erklärt, dass Unfallbeteiligte für Hilfe sorgen und an der Unfallstelle anhalten müssten, um auch an der Sachverhaltsdarstellung mitzuwirken. Aber auch Zeugen und Personen, die die Unfallfolgen wahrnehmen, müssten anhalten und bei Bedarf selber Erste Hilfe leisten oder fremde Hilfe holen, erklärt der Polizist.

Wenn man das nicht mache, drohe eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von bis zu 726 Euro oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr, erläutert die Juristin Anja Gruber vom ÖAMTC.

"Das Schlimmste ist, nicht zu helfen

Der Chefarzt des Rotes Kreuzes, Thomas Fluckinger, appelliert: „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass niemand hilft. Der Ersthelfer kann es nur besser machen, kann nur Folgeschäden verhindern, er kann die Situation nicht verschlechtern, außer er tut nichts.“