Aldrans: Kontrolle hat völlig versagt

Nach der Veruntreuung von fast 700.000 Euro im Aldranser Wohn- und Pflegeheim liegt nun der Prüfbericht vor. Der Leiter der Prüfungskommission, Klaus Mayramhof, sieht ein Versagen jeglicher Kontrolle.

Seit Ende September sorgt das Wohn- und Pflegeheim St. Martin in Aldrans für Schlagzeilen. Damals wurde bekannt, dass rund 700.000 Euro fehlen, die mutmaßlich von einem Mitarbeiter veruntreut wurden – mehr dazu in Wie konnten 700.000 Euro verschwinden?.

Klaus Mayramhof

ORF

Pressekonferenz zum Prüfbericht

Ganze Kette hat versagt

Der Leiter der Prüfungskommission, Klaus Mayramhof, sieht in den Ursachen für das Fehlen des riesigen Gelbetrages neben den kriminellen Handlungen des Beschuldigten auch „das Versagen jeglicher Kontrolle“. Man habe eine Kette entdeckt, die vom Heimleiter über den Überprüfungsausschuss, den Verbandsobmann und den Verband bis zur Gemeindeaufsicht reiche.

Seit Jänner 2009 kein formeller Rechnungsabschluss

Mayramhof erklärte, dass es seit dem 1. Jänner 2009 keinen formellen Rechnungsabschluss mehr gegeben habe. Die Buchhaltung weise seitdem „erhebliche Lücken“ auf. Der Angestellte habe keine Abschlüsse der Konten vorgenommen, sondern nur Zwischenstände ausgedruckt, und sie optisch so wie Abschlüsse aussehen lassen.

Klaus Mayramhof

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Klaus Mayramhof

Die Gelder seien unter anderem durch Urkundenfälschungen bar behoben worden, der Verdächtige habe auch mit vom Heimleiter unterfertigten Blanko-Barbehebungsquittungen operiert, sagte Mayramhof. Der Buchalter habe das Geld von der Bank erhalten, obwohl er nie „verfügungs- und zeichnungsberechtigt“, sondern nur „auskunftsberechtigt“ gewesen sei. Diesbezüglich empfehle er den Verantwortlichen, auch über Rückforderungsansprüche gegen die Bank nachzudenken, sagte der frühere Direktor des Landesrechnungshofes.

Die Kontrollinstrumente würden gut sein und auch bestens geeignet, solche Dinge zu verhindern, „allerdings müssen sie auch durchgeführt werden und da habe man festgestellt, dass es sehr mangelhaft und lückenhaft war.“ Man müsse dazu sagen, dass in Teilbereichen die handelnden Personen sehr herausgefordert seien, die Vorgaben des Gesetzgebers auch einzuhalten.

Jetzt gehe es darum, dass der Verband möglichst schnell versuche, Ersatzansprüche geltend zu machen. Diesbezüglich habe man im Bericht einige Optionen aufgezeigt, das sei aber eine Frage der rechtlichen Beurteilung des Verbandes.

Bürgermeister räumt Fehler ein

Aldrans Bürgermeister und Verbandsobmann Alfred Donnemiller spricht von kriminellen Machenschaften. Er räumt ein, Zoller zu sehr vertraut und die Kontrolle vernachlässigt zu haben. Er werde als Obmann selbstverständlich seinen Rücktritt anbieten, denn der Obmann stehe an erster Stelle. Als Bürgermeister will Donnemiller nicht zurücktreten. Das Heim stünde trotz der Verluste auf wirtschaftlich gesunden Beinen, sagt er.

Verdächtiger in Klinik

Die Staatsanwaltschaft hatte Ende September ein Ermittlungsverfahren gegen den 49-jährigen Angestellten eingeleitet. Er befinde sich angeblich seit Anfang August aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes in einer Klinik im bayerischen Murnau. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, sagte der APA, dass man die deutschen Behörden im Rechtshilfeweg ersucht habe, den Mann zu vernehmen. Man warte aber noch auf Ergebnisse.