Fernsehtipp: 20 Jahre Franui
Ein dreistündiger Anstieg zu Fuß gehörte zum Konzertgenuss dazu. Was der rätoromanische Name „Franui“ tatsächlich bedeutet, weiß niemand so genau. Für Franui ideal, denn die Vieldeutigkeit ist ein Qualitätsmerkmal des Ensembles. Und der Name klingt ja schon wie Musik.
ORF/Bernd Uhlig
Die Klangbatterie ist unkonventionell und einzigartig. Die kleine Banda, die seit 20 Jahren nahezu in der gleichen Besetzung zusammenspielt, verbindet Volksmusikinstrumente wie Harfe, Hackbrett und Zither mit Holz- und Blechbläsern sowie Streichern zu ihrem unverwechselbaren Klang. Einmal gehört, erkennt man Franui immer wieder.
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Sendungshinweis
Nicht umblättern – weiterspielen!
Kulturmatinee am Sonntag 22. September 2013, 10.10 Uhr, ORF 2
Aufzeichnung des Almkonzertes
Unser Österreich. 5. Oktober 2013, 19.10 Uhr. ORF III
Eine Produktion des ORF Landesstudio Tirol
Ihre musikalische Früherziehung erhielten die Osttiroler Musiker in der Dorfmusikkapelle. Die zur Beerdigung gespielten Trauermärsche prägten sie genauso wie der sonntägliche Kirchenchor oder die Tanzlmusik am Kirchtag. Aus diesen Quellen schöpften und komponierten Bandgründer Andreas Schett und Kontrabassist Markus Kraler gemeinsam die ersten eigenen Stücke mit den Titeln wie „...schreibt die Ortsbäuerin“ oder „Frische Ware“. Das deutsche Feuilleton wurde auf die originelle Musicbanda aufmerksam, doch in Rubriken wie Neue Volksmusik, Klassik oder Jazz lässt sich Franui nicht einordnen. Sie schöpfen aus vorhandenem Notenmaterial und schreiben die Musik sozusagen weiter. So haben sie klassische Lieder von Schubert, Brahms und Mahler „weiter“ komponiert. Andreas Schett, Trompeter und Kopf von Franui, beschreibt das so: „Manchmal blättern wir beim Spielen nicht mehr um und spielen einfach weiter….“.
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Franui inspiriert Mahler-Liebhaber, ihr Idol einmal von einer anderen Seite zu hören und motiviert Klassikmuffel, sich die originalen Mahlerlieder doch einmal zu Gemüte zu führen. Man könnte Franui auch als musikalisches „Umspannwerk“ bezeichnen.
In einem Heustadl in Innervillgraten haben die Musiker 1993 begonnen, heute ist Franui auf prominenten Bühnen zu Gast. Sie spielen bei den Salzburger Festspielen, am Wiener Burgtheater, bei der Ruhrtriennale, in Luxemburg, Frankreich, Italien und zuletzt traten sie beim Hollandfestival in Amsterdam auf.
In ihrem Film begleitet ORF Tirol-Kulturredakteurin Teresa Andreae mit ihrem Team die Musicbanda bei ihrem steilen Aufstieg vom Meeresspiegel in Amsterdam auf die Almwiese Franui in 2300 Meter Höhe. Dazwischen liegen auch Tiefpunkte wie der Brandanschlag auf das alte Bauernhaus in Innervillgraten, in dem Franui 1996 auftreten wollten.
Wie gelingt so eine Karriere? Auch darauf hat Franui-Capo Andreas Schett eine Osttiroler Antwort: „ Man muss nur beharrlich von einem Kuhfladen in den nächsten steigen“.