Vergleich zwischen Kuhn und Künstlerin

Im Zivilprozess haben sich am Dienstag Gustav Kuhn, ehemaliger künstlerischer Leiter der Festspiele Erl, und die Künstlerin Julia Oesch auf einen Vergleich geeinigt. Oesch wird nicht mehr sagen, dass Kuhn die Vergabe von Rollen an sie von sexuellen Leistungen abhängig gemacht habe.

Sowohl Kuhn als auch Oesch waren zur Verhandlung erschienen. Eigentlich wäre auf dem Programm des Prozesstages die Befragung von Kuhn gestanden. Da die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn aber noch im Laufen seien, hätte er zu Vorwürfen in diesem Zusammenhang ohnehin keine Aussagen getroffen, sagte Kuhns Anwalt, der ehemalige FPÖ-Justizminister Michael Krüger.

Oeschs Rechtsbeistand, Markus Orgler, hatte zu Prozessbeginn dann den Vergleich ins Spiel gebracht. „Ich will meine Mandantin nicht durch drei Jahre Prozess schicken“, meinte Orgler.

Julia Oesch und der Blogger Markus Wilhelm vor dem Gerichtssaal

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Julia Oesch und der Blogger Markus Wilhelm, der mit der Veröffentlichung der Vorwürfe das Ende der Ära Kuhn in Erl einleitete

Sängerin will weiter gegen Machismus kämpfen

Noch vor Beginn der Verhandlung hatte Oesch vor Journalisten ein Statement abgegeben. Kuhns Klage hindere sie nicht daran, weiter Stellung zu beziehen und ihren Beitrag zu leisten, um die Arbeitsbedingungen für Musiker zu verbessern, hatte die Künstlerin noch vor dem Vergleich gesagt.

„Machtmissbrauch, Übergriffe und Machismus dürfen unseren Arbeitsalltag nicht mehr bestimmen. Es hat eine Zeitenwende stattgefunden, aber es braucht noch viele mutige Frauen und Männer, die sich nicht verstecken, sondern aufstehen und für Fairness kämpfen“, hatte Oesch erklärt. Sie selbst erlebe große Unterstützung, viel Rückhalt und Solidarität. „Das Netzwerk der Mutigen wird immer größer“, so die Künstlerin.

Vorwürfe mit vollem Namen publik gemacht

Oesch hatte in Interviews mit dem Ö1-„Kulturjournal“ und in der ZIB2 die Vorwürfe gegen Kuhn öffentlich gemacht. Sie hatte zudem behauptet, dass Kuhn, aufgrund ihrer Weigerung diese Gegenleistungen zu erbringen, ihr bereits zugesicherte Rollen an andere Sängerinnen vergeben hatte.

Gustav Kuhn und sein Anwalt Michael Krüger vor dem Verhandlungssaal

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Gustav Kuhn mit seinem Anwalt, dem früheren FPÖ-Justizminister Michael Krüger

Die Mezzosopranistin war eine jener fünf Künstlerinnen, die Kuhn in einem offenen Brief sexuelle Übergriffe bzw. Missbrauch vorwarfen. Die Frauen sprachen von „anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen“ während ihrer früheren Engagements. Die Causa Erl hatte in den vergangenen Monaten für gehörige Schlagzeilen gesorgt. Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm, der Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn veröffentlichte. Zudem hatte er den Festspielen Lohndumping vorgeworfen.

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