Bozner Mussolini-Relief in neuem Licht
„Credere, obbedire, combattere - Glauben, gehorchen, kämpfen“ war der Leitspruch der Faschisten. 74 Jahre lang saß Benito Mussolini auf einem 200-Quadratmeter-Relief in Bozen hoch zu Ross, unter ihm dieser Spruch. Seit Sonntag leuchtet quer über dem faschistischen Monument der Schriftzug „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“. Dabei handelt es sich um ein abgewandeltes Zitat der jüdischen Philosophin Hannah Arendt. Dieser Satz soll dem Denkmal die Spitze nehmen und an die Freiheit des Gewissens gemahnen. Auch in einer Diktatur könne sich niemand auf einen Befehlsnotstand berufen, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu rechtfertigen.
G.News
Am Sonntag Abend wurde das neue Mahnmal eingeweiht, die Lettern das erste Mal beleuchtet. Für den Bürgermeister von Bozen, Renzo Caramaschi, ist das ein wichtiger Schritt der historischen Aufarbeitung. „Durch die Schrift ist das faschistische Relief ein Mahnmal geworden, das direkt die Emotionen anspricht. Ich hoffe, dass es alle Bozner Bürger daran erinnert, wie wichtig die Werte Demokratie, Freiheit und Friede sind, und dass wir uns stets dafür einsetzen müssen. Unser Land, unsere Stadt haben schließlich sehr unter Faschismus und Nationalsozialsmus gelitten.“
Faschistisches Relief nach 74 Jahren entschärft
Geschaffen hatte das Monumental-Relief, das den Diktator und eine Verherrlichung des Faschismus zeigt, der Südtiroler Künstler Hans Piffrader. Es war 1943, kurz vor dem Sturz Mussolinis, am Bozner Gerichtsplatz angebracht worden. Um das umstrittene Werk des Klausners zu entschärfen, schrieb die Landesregierung 2011 einen Wettbewerb aus. Fast 500 Projekte wurden eingereicht, fünf Siegervorschläge ermittelt. Durchsetzen konnte sich die Idee der Grödner Bernardi und Holzknecht. Die Umgestaltung hat 290.000 Euro gekostet.
ORF
95 Tonnen Propaganda haben jahrzehntelang aufs Gemüt der Südtiroler gedrückt. Landeshauptmann Arno Kompatscher hofft mit der Umgestaltung auf ein Ende der Polemiken, aber deutsche und italienische Rechtsparteien üben deutliche Kritik - mehr dazu in Mussolini-Relief in Bozen wird Mahnmal.
G.News
Dreisprachig, auf Deutsch, Italienisch und Ladinisch, wird auf dem Piffrader-Relief nun zum Nachdenken angeregt. Nachts erscheint das Denkmal dadurch in einem neuen Licht, und auch bei Tag sind die Metalllettern gut erkennbar. So wird versucht, aus der faschistischen Apotheose ein Mahnmal zu machen. Ob diese Umwandlung positive Resultate, ja gar eine Veränderung des Geschichtsbildes zeitigen wird, darüber müssen in einigen Jahrzehnten die Historiker urteilen.