Wikipedia-Offensive im Oberland

Fast jeder benutzt das Online-Lexikon Wikipedia. Das Projekt ist aber auf die Mitarbeit Freiwilliger angewiesen. Besonders im Tiroler Oberland sind aktive Wikipedianer dünn gesät. Deshalb ist jetzt eine Gruppe von Wikipedianern für einige Tage ins Oberland gekommen.

Über 1,8 Millionen Artikel gibt es mittlerweile in der deutschsprachigen Wikipedia. Zur Wikipedia gehören aber auch viele Fotos und Grafiken. Gerade bei Artikeln mit regionalem Bezug haben viele Wikipedianer ihre eigene Heimat im Auge - und so erkennt man an Artikeln und Bildern, wo viele Wikipedianer zu Hause sind und wo nur wenige.

Bisher viele Lücken in Tirol

Seit ein paar Jahren gibt es in der Wikipedia Listen mit den denkmalgeschützten Objekten. Während es im Nordosten Österreichs nur mehr wenige Lücken bei den Bildern gibt, schaut es in Tirol ganz anders aus. Besonders in den Bezirken Imst und Landeck stehen noch viele Listeneinträge ohne Foto da.

Karte mit Dichte der Denkmalbilder

PLauppert auf Wikimedia Commons/Lizenz: CC0 1.0

Die Grafik zeigt die Dichte der Bebilderung auf den Denkmallisten

Deshalb hat sich eine Gruppe von Wikipedianern zusammengefunden, um über das verlängerte Wochenende unter dem Motto „Wiki takes Nordtiroler Oberland“ Denkmäler in diesen Bezirken zu fotografieren. Sechs Wikipedianer sind aus Wien angereist, zwei aus der Schweiz und zwei sind aus Tirol. Einer der aus Wien angereisten ist Heinz Egger. Er betont, dass man neben dem Fotografieren in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort auch Informationen zu den Denkmälern sammeln will.

Altar einer Kapelle mit Heiliger Familie

Hubertl auf Wikimedia Commons/Lizenz: CC BY-SA 4.0

Eines der fotografierten Denkmäler: Kapelle der Heiligen Familie bei Pfunds

Egger will mit der Arbeit an den Denkmallisten auch zu einer Rückbesinnung beitragen: „Die Tiroler sollten sich ganz stark darauf besinnen, dass ihre eigene Kultur weiterlebt. Sie ist vorhanden, aber man sollte sie in einer ruhigen und verständlichen Form sichtbar machen.“ Im Bereich Kultur habe der Tourismus einen Stellenwert bekommen, der sich in hohem Maß auf das Erreichen bestimmter Jahresziele beschränke. Die Menschen seien aber viel mehr beeindruckt, wenn sie die kleinen, alltäglichen und von der Bevölkerung selbst getragenen Dinge betrachten und verstehen können, sagt Heinz Egger.

Gekrönte Madonna mit Kind

Hubertl auf Wikimedia Commons/Lizenz: CC BY-SA 4.0

Eines der Kleinode: Madonna mit Kind in einer weiteren Kapelle bei Pfunds

Die Gruppe wird finanziell und ausstattungsmäßig von Wikimedia Österreich unterstützt, das ist der österreichische Organisationsverein der Wikimedia Foundation, die in den USA angesiedelt ist, sodass die Teilnehmer nur für einen Teil der Kosten selbst aufkommen müssen. Die Arbeit an den Denkmallisten geschieht übrigens in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt.

Jeder kann mitmachen

Übrigens kann jeder selber Fotos für die Wikipedia machen, nicht nur von Baudenkmälern, sondern auch von Naturdenkmälern oder anderen für die Wikipedia relevanten Themen. Grundbedingung ist allerdings, dass die Bilder unter einer sogenannten „freien Lizenz“ der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Im Allgemeinen verlangen diese Lizenzen bei einer Weiterverwendung die Nennung des Fotografen, schließen aber auch eine mögliche kommerzielle Nutzung nicht aus.

Als zusätzliche Motivation gibt es immer wieder Wettbewerbe, so findet alljährlich im September der Bewerb „Wiki loves Monuments"statt, an dem man mit Bildern von Baudenkmälner teilnehmen kann. Für die Fotografen von Naturdenkmälern findet bis Ende Juni noch der Bewerb "Wiki loves Earth“ statt.

Hermann Hammer; tirol.ORF.at

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