Tiroler Arzt in Italien vor Gericht

Die Verhaftung eines Tiroler Arztes mit kurdischen Wurzeln am Montag in Italien sorgt für diplomatische Aktivitäten auf höchster Ebene. Der Mediziner war wegen eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden. Am Donnerstag wird in Italien erstmals über die Auslieferung verhandelt.

Im venezianischen Vorort Mestre wurde der Mediziner am Montag festgenommen. Der in Tirol wohnhafte Arzt hatte dort mit seiner Frau und seinen beiden Kindern die Osterferien verbracht. Derzeit sitzt er in Italien in Haft. Die Türkei will seine Auslieferung.

Dem Mann mit kurdischen Wurzeln, der in Österreich zunächst Asyl und später auch die Staatsbürgerschaft erhalten hat, wird von türkischer Seite vorgeworfen, 1995 bei einem Terroranschlag auf eine Bankfiliale in Ankara 1995 beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er sich 1994 am Wurf von Molotow-Cocktails gegen eine Hochschule in Ankara und an illegalen Plakatierungsaktionen beteiligt haben - mehr dazu in Anschlag vor 20 Jahren (news.ORF.at).

Österreich hält Vorwürfe für zu vage

Seit mehr als einem Jahr gibt es deshalb einen internationalen Haftbefehl, der von der österreichischen Justiz allerdings nicht weiter verfolgt wurde. Die Vorwürfe seien zu vage gewesen, so die Begründung. Jetzt hofft der Anwalt des Arztes, der in Tirol lebt und in Deutschland als Orthopäde tätig ist, auf Unterstützung der österreichischen Politik.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist bereits informiert. Die österreichischen Behörden seien mit Rom in Kontakt, heißt es. Am Donnerstag wird in Venedig erstmals über den türkischen Auslieferungsantrag verhandelt.