91 Meter Gletscherrückgang auf Gepatschferner

Laut dem „Gletscherbericht 2013/14“ des Alpenvereins sind die meisten der österreichischen Gletscher kleiner geworden. Den größten Rückgang gab es auf dem zweitgrößten Gletscher Österreichs, dem Gepatschferner im Kaunertal. Nur vier Gletscher stießen vor.

Der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher beträgt 10,3 Meter. Es konnte jedoch eine geringere Abschmelzung als in den Vorjahren festgestellt werden. Die extremen Rückgänge lagen nach Angaben der Experten dieses Jahr unter der 100-Meter-Marke, die Zahl der stationären Gletscher nahm weiter zu. Von den 86 beobachteten Gletschern schmolzen 86 Prozent, neun Prozent blieben „stationär“ und fünf Prozent (vier Gletscher) stießen vor.

Gepatschferner als Negativrekordhalter

Vor allem in Gebieten mit geringeren Winterniederschlägen und an sehr großen Gletschern mit tief ins Tal reichenden Zungen fällt die Bilanz laut Alpenverein nicht positiv aus. Diese seien früh ausgeapert und durch die hohen Temperaturen im Frühsommer auch wieder stark zurückgegangen. Das betreffe Österreichs größten Gletscher, die Pasterze, mit einem Rückgang von 53,6 Metern sowie den diesjährigen Rekordhalter, den Gepatschferner, mit einem Minus von 91 Metern. Dessen Zunge sei seit dem Vorjahr stark zerfallen.

Die Zunge des Gepatsch Ferners aufgenommen am 4. Juli 2012 (oben), 2. Oktober 2013 (Mitte) und 16. September 2014 (unten).

APA/ÖAV/M-STOCKER-WALDHUBER

Die Zunge des Gepatschferners aufgenommen am 4. Juli 2012 (oben), 2. Oktober 2013 (Mitte) und 16. September 2014 (unten)

Kühler August bewahrte vor großer Schmelze

Die Gletscher hätten von einem „durchwachsenen Sommer“ profitiert, hieß es im Gletscherbericht. In der entscheidenden Phase im August, in der die schützende Schneedecke von den Gletschern abschmelze, seien die Temperaturen nur unterdurchschnittlich gewesen. Dadurch hätten die in Summe leicht überdurchschnittlichen Temperaturen des Sommers den Eisriesen nicht allzu viel anhaben können. „Von einer Periode des Gletscherwachstums, wie etwa in den 1980er Jahren, sind wir allerdings noch weit entfernt. Damals ist mehr als die Hälfte der Gletscher gewachsen, auch das Mittel der Längenänderungen war deutlich positiv“, sagte Gletscherforscherin Andrea Fischer.

Rückgang der Gletscher

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Drei Gletscher waren zum Zeitpunkt der Messungen im Spätsommer und Herbst noch schneebedeckt. Grund dafür waren die extrem hohen Winterniederschläge im Süden, welche die Gletscher bis lange in den Sommer unter einer mächtigen Schneedecke verschwinden ließen. Somit war auch die Dauer der Schmelzsaison nur kurz. Besonders erwähnenswert seien der Eiskargletscher in den Karnischen Alpen, der bereits das siebente Jahr in Folge unter einer dicken Schneedecke begraben liegt, sagten die Vertreter des Alpenvereins. Jene Gletscher in den Karnischen Alpen, Ötztaler Alpen und in Teilen der Hohen Tauern, die im Winter hohe Schneemengen verzeichneten, hätten den Sommer „praktisch verschlafen“.

Gletscher profitieren vom Aprilwetter

Im Hinblick auf das heurige Jahr hielten sich die Experten des Alpenvereins mit Prognosen noch bedeckt. „Um über Auswirkungen auf die sommerliche Schmelze zu spekulieren, ist es noch zu früh, da jetzt erst die Monate kommen, in denen starke Niederschläge auf den Gletschern fallen“, so Fischer. Der „Kernwinter“ mit den Monaten Dezember, Jänner und Februar sei im Vergleich zum Frühjahr generell niederschlagsarm. Am meisten würden die Gletscher vom Aprilwetter im Frühling, das im Tal schon Regen bringe, profitieren, sagte die Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes.

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