Diskussion um Kleinkind-Betreuung
In Deutschland muss seit 1. August für jedes ein- bis dreijährige Kind ein Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt werden. Das gibt es in Tirol bislang nicht, wäre aber laut Liste Fritz eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft und ein Motor für Jobs und Bauwirtschaft.
Liste Fritz sieht Eltern als Bittsteller
Derzeit werden in Tirol knapp 20 Prozent der Ein- und Zweijährigen in öffentlichen Einrichtungen betreut – ohne Tagesmütter und Spielgruppen. Im Burgenland sind es über 30 Prozent. Tirol hinke bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinterher, sagt die Klubobfrau der Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider. Außerdem seien hierzulande Eltern oft Bittsteller auf der Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz.
Liste Fritz
Zahlreiche Gewinner
Ein Rechtsanspruch auf einen solchen Platz sei nicht nur für die 22.000 Alleinerzieherinnen in Tirol ein Gewinn. Auch der Arbeitsmarkt sei nachweislich Gewinner. Die Beschäftigungsquote von Müttern mit Kindern im zweiten Lebensjahr würde mehr als fünf Prozent steigen, wenn man dieses Angebot schaffen könne. Auch die Bauwirtschaft würde profitieren, weil dies ein Motor für alle Baumaßnahmen sei. Auch die Gesellschaft würde gewinnen, weil sich bei geeigneten Rahmenbedingungen mehr Menschen für Kinder entscheiden würden, so Haselwanter-Schneider.
Mit Angebot steigt auch Nachfrage
Haselwanter-Schneider fordert daher auch für Tirol einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab 2015. Wie Erfahrungen in Deutschland zeigen würden, steige mit dem Angebot auch die Nachfrage rasch, daher müsste dies gut vorbereitet sein. Dafür will die Liste Fritz die Gemeinden mit mehr Geld - etwa aus einem zweckgebundenen Zukunftsfonds - ausstatten.
Land Tirol/Aichner
Problem bei Rechtsanspruch
Die zuständige Landesrätin Beate Palfrader sieht einen Rechtsanspruch problematisch. Dann müssten Gemeinden Plätze bereithalten, auch wenn diese dann möglicherweise gar nicht in Anspruch genommen würden.
Das Land stelle den Gemeinden schon jetzt jährlich mehr als acht Mio. Euro zur Verfügung, um neue Plätzen zu schaffen. Zusätzlich gebe es Bundesmittel. In Tirol seien seit 2008 über 3.200 Betreuungsplätze entstanden. Palfrader will den eingeschlagenen Weg fortsetzen. In den nächsten fünf Jahren sollen mindestens 3.000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze und 600 Arbeitsplätze entstehen.