Verhärtete Fronten am Motocrossplatz

In Rietz wird an einem neuen Motocrossplatz gearbeitet. Die bäuerlichen Anrainer beklagen eine „Husch-Pfusch-Aktion“, der bereits behördlich genehmigte Platz wurde mitten in landwirtschaftliche Anbauflächen gesetzt. Eingereicht hat das Großprojekt die Gemeinde.

Die Gemeinde Rietz will mit dem neuen Motocross-Zentrum Fahrer aus dem In- und Ausland anlocken. Inmitten von Ackerflächen wird derzeit auf zweieinhalb Hektar Fläche ein Motocross-Parcours aufgeschüttet.

Motocross-Platz RIetz

ORF

Hier wird seit rund drei Wochen der neue Platz aufgeschüttet.

„Wo sind die Umweltschützer?“

Doch die ehrgeizigen Pläne der Gemeinde und des örtlichen Motocrossvereins stoßen nicht unbedingt auf die Gegenliebe der bäuerlichen Nachbarn. Der Platz sei in einer Nacht und Nebelaktion entstanden sei, beklagt Anton Pfurtscheller, Zimmervermieter aus Rietz: „Von diesem Riesenprojekt hat kein Mensch etwas gewusst. Ich frage mich, warum die Bezirkshauptmannschaft Imst das genehmigt hat. Wo sind die Umweltschützer und die Grünen? Da ist alles egal.“

In dasselbe Horn stößt auch Barbara Jaud-Dollinger, Sprecherin Aktionsgemeinschaft: „Innerhalb von knapp drei Wochen ist ein Graben entstanden wie nach dem zweiten Weltkrieg.“ Und Bauer Anton Jaud schimpft: „Ich lebe seit 40 Jahren von der Landwirtschaft und vom Boden. Der Boden ist mein Heiligtum. So etwas tut man nicht.“

Für den Platz brauchte es lediglich die naturschutzrechtliche Genehmigung der Bezirkshauptmannschaft. Anrainer haben da gesetzlich nichts mit zu reden. Bürgermeister Gerhard Krug geht auf Konfrontation: „Es ist kein Mensch über jemanden drüber gefahren. Wir sind Projektwerber und haben bei der zuständigen Behörde angesucht. Wir haben alle Unterlagen eingereicht.“ Es sei gesetzlich geregelt, dass die Anrainer dabei nicht geladen werden. „Ich möchte betonen, dass wir mit den Nachbarn reden wollten, aber wenn sie so massiv auf die Gemeinde losgehen, dann ist es mit dem guten Klima vorbei.“

Kammer kritisiert Umweltanwalt

Auch die Landwirtschaftskammer macht mobil, wertvolle Flächen würden vernichtet, so Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger. Auch die Verkehrsproblematik sei nicht gelöst. Der Konflikt zwischen Radfahrern, Landwirtschaft und Motorradfahrern sei vorprogrammiert. „Meines Erachtens ist es Aufgabe des Umweltanwalts, bei solchen Eingriffen in die Natur ‚Stopp‘ zu schreien und genau zu prüfen. Das ist in diesem Fall nicht passiert.“

Umweltanwalt: Lächerliche Argumentation

Johannes Kostenzer findet die Argumentation lächerlich. Der Platz beeinträchtige die Natur überhaupt nicht: „Es ist eine reine Verlagerung von der einen Seite der Autobahn auf die andere Seite. Ich würde mir wünschen, dass von Seiten der Landwirtschaft auch in anderen Verfahren, wo es um die Bereitstellung von landwirtschaftlichen Flächen wie bei Golfplätzen geht, mit gleichförmiger Intensität die Interessen der Landwirtschaft verteidigt werden.“

Die Gegner lassen sich nicht beirren und geben ihrerseits Gas. Der Platz soll weg, es gebe genug andere Alternativen.