Tirol hat die meisten Schulabbrecher

Im jüngsten nationalen Bildungsbericht schneidet Tirol in einem Punkt besonders schlecht ab. Bei den Schulabbrechern liegt Tirol mit 10,9 Prozent im Bundesvergleich an der Spitze. Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es nicht.

Auf der Suche nach den Gründen für diesen hohen Anteil an Jugendlichen, die aus der Schule ausscheiden, driften die Überlegungen auseinander.

Verfasser: „Zahlen sauber ermittelt“

Der Berichtverfasser bifie, das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des Schulwesens, verteidigt die Darstellung. Die Zahlen stammen von der Statistik Austria, berichtet Michael Bruneforth. Nach Beendigung der Schulpflicht mit 15 Jahren scheinen in Tirol 10,9 Prozent in gar keiner Schule mehr auf, auch nicht in einer Berufsschule. Für diese Zahlen habe die Statistik Austria zwei Schuljahre hintereinander ausgewertet, über die Sozialversicherungsnummer sei der Schulabbruch ermittelt worden, erläutert Bruneforth.

Wenig Berufsberatung, kein Interesse der Eltern

Augenscheinlich sei, dass diese Schüler nicht an der Schule selbst scheitern, sondern vielleicht von zuhause nicht zum Abschluss der Schule motiviert würden, vielleicht auch Bildungs- und Berufsberatungsangebote mangelhaft seien. Dies sei bedauerlich, sagte Bruneforth in Hinblick auf die jüngst veröffentlichte Standardüberprüfung – mehr dazu in Tirol bei Mathe-Test im Spitzenfeld. Man könne nämlich sagen, dass diese „Schulabbrecher“ eigentlich gute Schüler seien.

Eine weitere Interpretation könnte sein, dass der Arbeitsmarkt in Tirol auch ungebildete Arbeitskräfte aufnehme.

Landesschulrat bezweifelt Ergebnis

Beim Landesschulrat in Tirol zweifelt man an der Statistik und befürchtet begriffliche Unschärfen. Sehr oft würden als „Schulabbrecher“ Burschen und Mädchen bezeichnet, die nach der neunten, zehnten Schulstufe aus einer höheren Schule ausscheiden und dann eine Lehre machen, sagt Andreas Pirkl vom Landesschulrat.

„AHS abgebrochen, Berufsschule fertig gemacht“

„Viele steigen nach ein, zwei Jahren z.B. in der HTL oder in einem Gym aus und wechseln in einen Lehrberuf“, erklärt Pirkl. Zwar schließen sie damit eine Höhere Schule nicht ab, als „Schulabbrecher“ im eigentlichen Sinn könne man sie aber nicht bezeichnen, da ihre Ausbildung an einer Berufsschule weitergehe.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at