Energiesparen: Wo ein Wille, da ein Weg

Das Land Tirol will bis 2050 energieunabhängig sein. tirol.ORF.at hat den Energieexperten der Uni Innsbruck, Wolfgang Streicher, gefragt, ob das überhaupt möglich ist? Es ist eine Frage des Willens, sagt Streicher.

Prof. Wolfgang Streicher, Energieexperte der Uni Innsbruck, im Portrait

Uni Innsbruck

Prof. Wolfgang Streicher, ein „Kapazunder“ auf seinem Gebiet.

Wolfgang Streicher ist Professor für energieeffizientes Bauen mit spezieller Berücksichtigung des Einsatzes erneuerbarer Energien an der Universität Innsbruck. Finanziert wird diese Stiftungsprofessur, die einen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung und besseren Energienutzung in der Region leisten soll, vom Land Tirol über die Tiroler Zukunftsstiftung.

tirol.ORF.at: „Ist es Ihrer Meinung nach möglich, dass Tirol bis 2050 energieautark wird?“

Streicher: „Technisch ist das kein Problem. Es kann jeder von uns viel einsparen. Man könnte ein kleineres Auto nehmen, das sogar noch Geld einsparen würde. Man könnte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wir könnten unsere Häuser besser dämmen. Wir könnten bereit sein, mehr Geld für gutgedämmte Häuser auszugeben. Wir könnten Dinge kaufen, die von hier sind und weniger Energie verbrauchen. Also technisch ist es kein Problem, energieautark zu werden. Die Frage ist, wollen wir das?“

„Wir müssten uns von der Energiedienstleistung her, sprich vom warmen Raum, von den Personenkilometern her, nicht unbedingt einschränken. Aber es würde einen ganz starken Wandel in dieser Energieversorgungsszene bedeuten.“

tirol.ORF.at: „Haben wir hier in Tirol überhaupt die Möglichkeit, die erneuerbare Energie zu erzeugen, die wir verbrauchen?“

Streicher: „Wenn wir unser derzeitiges Verhalten beibehalten, geht es sich nicht aus. Da haben wir viel zu wenig erneuerbare Energie. Wir müssen drastisch unseren Energie-Endbedarf reduzieren. Das heißt nicht, dass wir dann weniger warme Räume hätten. Wir müssten unsere Räume nur besser dämmen. Dann braucht der gleiche Raum weniger Energie, dann geht sichs leichter aus mit den erneuerbaren Energieträgern.“

tirol.ORF.at: „Wo sehen sie die Aufgabe und auch die Möglichkeit der Politik hier einzugreifen?“

Streicher: „Die Politik muss es schaffen, entsprechende Gesetze zu machen, auf der anderen Seite müssen wir Anreize schaffen. Es ist für mich nach wie unverständlich, warum neue Einfamilienhäuser, egal wie gut sie gebaut sind, gefördert werden. Man nehme besser die Wohnbauförderung und gehe mit dem Geld in die Sanierung von Gebäuden, in die Verdichtung von Gemeinden und Städten.“

tirol.ORF.at: „Wo sehen Sie den wichtigsten Ansatzpunkt, wo muss Ihrer Meinung nach schnell gehandelt werden, um das Ziel der Energieunabhängigkeit bis zum Jahr 2050 erreichen zu können?“

Streicher: „Man muss vor allem bei den privaten Nutzern, sprich in der Mobilität, und im Gebäudebereich anfangen. Bei den Gebäuden deshalb, weil ein Gebäude für die Ewigkeit gebaut ist. Und wenn ich nicht heute anfange, hochwertige Sanierung mehr zu fördern, werde ich in 50 Jahren immer noch die schlechten Gebäude stehen haben.“

"Im Automobilbereich geht es darum eine Umkehr der Wertevorstellungen zu erreichen. Es müsste zum Beispiel „in“ sein, ein Auto zu fahren, das nur einen Liter Benzin braucht. Und es ist „pfui" ein Auto zu fahren, das drei Liter Benzin braucht.“

tirol.ORF.at: „Abschließende Frage an den Energieexperten: Wo sparen denn Sie Energie?“

Streicher: „Ich versuche möglichst zu meinen Terminen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Und in der Früh fahre ich natürlich mit meinen Kindern mit dem Bus, damit sie sehen: auch der Papa macht das.“

tirol.ORF.at: „Danke für das Gespräch“

Das Gespräch führte Robert Schuler; tirol.ORF.at

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