Hausdurchsuchung bei Urologen Strasser

Im Haus des Urologen Hannes Strasser hat am Mittwoch eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Mehrere Computer wurden beschlagnahmt. Strasser wurde 2011 von den Hauptvorwürfen rund um seine umstrittene Zelltherapie freigesprochen. Seither kämpft er um seine Rehabilitierung.

Hannes Strasser

ORF

Hannes Strasser

Sechs Beamte des LKA standen Mittwochfrüh vor Strassers Haustür und konfrontierten ihn mit einer Anzeige der TILAK wegen Verleumdung, so Strasser. Der Hauptvorwurf laute, er habe via E-Mails die TILAK verleumdet. Außerdem legten sie ihm Fotos eines Privatdetektivs vor. Die TILAK hatte Strasser monatelang überwachen lassen. Strasser, der laut eigener Aussage nichts von der Anzeige gewusst hatte, weist alle Vorwürfe von sich.

TILAK bestätigt Strafanzeige

Vergangenem August engagierte die TILAK einen Privatdetektiv, um Strasser nachzuweisen, dass er der Verfasser zahlreichen anonymer Blogs und Mails im Internet sei. Das Ergebnis präsentierte TILAK-Pressesprecher Hannes Schwammberger am Mittwoch: „Strasser ist dabei beobachtet worden, wie er im Auto vor dem Computer sitzt. Man sieht, wie er die E-Mails schreibt und man kann auch den Text lesen.“

Im November folgte eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, wegen einer ganzen Reihe von Vergehen: „Es geht um Verleumdung, Kreditschädigung, Dokumentenfälschung und Diebstahl von Dokumenten, Stalking, Üble Nachrede, Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung und Wiederbetätigung im Sinne des NS Verbotsgesetzes“, so der TILAK Sprecher.

Auch TILAK Vorstand Stefan Deflorian glaubt nicht, dass man im Fall Strasser überreagiere: „Ich habe kein Verständnis, wenn Mitarbeiter von uns ständig vor die Staatsanwaltschaft müssen.“

STA: Anzeigen unter falschem Namen

Laut Staatsanwaltschaft sei die Hausdurchsuchung wegen angeblich verfälschter, verleumderischer Anzeigen erfolgt. Im Zuge des Strafverfahrens rund um die umstrittene Zelltherapie seien Anzeigen gegen mehrere Personen eingebracht worden, bestätigte Hansjörg Mayr, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Strasser werde weiters verdächtigt, der Verfasser dieser Anzeigen zu sein und diese unter falschem Namen gezeichnet zu haben.

Strasser: Konzertierte Aktion

Strasser weist diese Vorwürfe zurück und sagt in einer ersten Reaktion, er werde sich mit allen rechtlichen Mitteln wehren: „Ich empfinde es als eine ungeheuerliche Gemeinheit. Offensichtlich ist in der TILAK die Panik ausgebrochen. Einige Leute versuchen mit der Aktion offensichtlich ihren Kopf zu retten.“

Strasser vermutet hinter der TILAK-Anzeige Angst der Krankenhausverwaltung, weil er seinerseits eine Schadenersatzklage eingebracht hat. Strasser fordert Einkommensentgang, weil er nicht mehr an Patienten arbeiten darf, obwohl ihn sein Arbeitgeber, die Medizin Uni, voll rehabilitiert hat.

Umstrittene Zelltherapie

Die Behandlung gegen Harninkontinenz und das Vorgehen der Innsbrucker Urologen waren nach der Klage eines deutschen Patienten Anfang April 2008 ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Durch die umstrittene Stammzellentherapie, bei der angeblich hunderte Menschen außerhalb klinischer Studien behandelt wurden, sah sich die TILAK um über 1,1 Millionen Euro geprellt. Hannes Strasser behauptete, die TILAK habe über alle Vorgänge genauestens Bescheid gewusst und an der Stammzellentherapie verdient.

Im August 2011 wurde Hannes Strasser von den Hauptvorwürfen freigesprochen. Das Gericht sprach Strasser vom Vorwurf des Betruges und der Untreue frei. Einen Schuldspruch gab es zu den Delikten Falschaussage und Fälschung von Beweismitteln - mehr in Strasser darf nicht zu Patienten (tirol.ORF.at; 9.11.2011), Med-Uni bekämpft Strasser-Bescheid (tirol.ORF.at; 21.9.2011).