Bangen um Aus für Antibiotika-Produktion
Allein bei Penicillin in Tablettenform deckt Sandoz Kundl als Tochterfirma des Novartis-Konzerns aktuell zwei Drittel der Weltproduktion ab. Antibiotika kommen inzwischen aber sehr häufig aus Asien. Gerüchte, dass Sandoz die Antibiotika-Produktion einstellen könnte, wurden vom Konzern trotz mehrfacher ORF-Anfrage zuletzt zwar nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.
ORF
Auslagerung für Mediziner fatal
Der Direktor der Inneren Medizin an der Innsbrucker Klinik, Günter Weiss, hält eine Auslagerung der Produktion für fatal. Zum einen mache sich Europa damit abhängig von asiatischen Herstellern. Zum anderen gebe es bei heimischen Produzenten einen garantierten Qualitätsstandard. Im Sinne der Versorgungssicherheit sieht der Infektiologe deshalb die Politik gefordert.
Der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss befürchtet weitere Engpässe bei der Antibiotika-Versorgung durch die Auslagerung der Herstellung nach Asien. Die Politik müsse sich mit diesem Problem befassen.
Schon jetzt kommt es laut dem Tiroler Mediziner zu Ausfällen bei der Versorgung mit bestimmten Antibiotika. Meist sei es möglich, auf andere Wirkstoffe auszuweichen. In speziellen Fällen sei das aber nicht möglich und werde dann zum Problem, warnt Weiss.
Sandoz lässt Zukunft der Antibiotika-Produktion offen
Der Pharmakonzern Novartis, zu dem Sandoz gehört, legt sich bezüglich der Antibiotika-Produktion in Tirol offiziell vorerst nicht fest. Auf Anfrage heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, dass die Rahmenbedingungen laufend überprüft werden: „Im Rahmen dieses Prozesses untersuchen wir, welche Produktionstätigkeiten in unserem internen Produktionsnetz verbleiben sollen und welche Tätigkeiten bei externen Lieferpartnern besser aufgehoben sind. Konkrete Entscheidungen werden jeweils zu gegebener Zeit bekannt gegeben.“
ORF
Der Konzern hält gleichzeitig fest, dass bei den internen Analysen geprüft werde, ob das Produktionsnetz „zukünftigen Zwecken entspricht, die Bedürfnisse unserer Patienten erfüllt und die Wettbewerbsfähigkeit unseres gesamten Unternehmens stärkt“. Zum Standort Kundl könnten zudem keine näheren Angaben gemacht werden, weil die Übernahme von Teilen der Novartis-Produktion durch den indischen Pharma-Konzern Aurobindo noch nicht vollständig abgeschlossen sei.