Dürr in Dopingaffäre festgenommen

Im Zuge der Dopingermittlungen ist am Dienstag der frühere Langläufer Johannes Dürr festgenommen worden. Dürr brachte mit seinen Aussagen in einer TV-Dokumentation den aktuellen Fall ins Rollen.

Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft bestätigte inzwischen die Festnahme, allerdings nicht den Namen Dürr. Sie sprach davon, dass sich ein „Verdacht gegen einen weiteren Langläufer“ ergeben habe, der „zuvor selbst aufgrund seiner Angaben die Ermittlungen in Deutschland gegen den Sportmediziner aus Erfurt in Gang gebracht hat“. Der deutsche Anwalt Michael Lehner bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass es sich bei dem Festgenommenen um Johannes Dürr handelt.

„Diese neuen Ermittlungsergebnisse haben es erforderlich gemacht, den Mann heute (Anm. Dienstag) Mittag über Anordnung der Staatsanwaltschaft festzunehmen“, hieß es in einer Aussendung der Anklagebehörde. Vernehmung und weitere Ermittlungen seien im Laufen, nähere Auskünfte zur Verdachtslage und zum Ermittlungsstand könnten am Dienstag nicht gemacht werden.

Johannes Dürr

APA/Roland Schlager

Johannes Dürr

ÖSV glaubt an Involvierung von Dürr

Mit der Festnahme von Dürr ist die „Operation Aderlass“ um eine Facette reicher. Dürr hat mit seinen Angaben gegenüber der Staatsanwaltschaft dazu beigetragen, dass das internationale Blutdopingnetzwerk aufgeflogen ist. Der ehemalige Klasselangläufer hatte im Jänner in einer TV-Dokumentation über seine früheren Blutdopingpraktiken ausgesagt. Die Hintermänner hatte er im TV dabei nicht genannt, diese danach aber den bereits seit Monaten ermittelnden Behörden mitgeteilt.

Doping-Experte Hajo Seppelt über Betrug im Sport

Der Journalisten und Doping-Experte Hajo Seppelt hat mit der ARD-Dokumentation mit dem Langläufer Johannes Dürr die aktuellen Doping-Ermittlungen ausgelöst.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte bereits am Sonntag zum Abschluss der nordischen Ski-WM in Seefeld Verdächtigungen gegenüber dem ehemaligen ÖSV-Läufer Dürr geäußert, wonach dieser nicht nur „Aufdecker“ der Dopingaffäre sei, sondern eben auch involviert. „Das ist bestätigt worden, dass der Herr Dürr bereits damals die zwei Leute zu dem Arzt gebracht hat“, sagte der ÖSV-Präsident im ORF-Interview.

Dürr dementiert Weitergabe von Kontaktdaten

Zudem gab der mittlerweile ehemalige ÖSV-Langlauf-Chef Markus Gandler an, die beiden im Zuge der Dopingrazzia überführten Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf auf eine Verbindung zu Dürr angesprochen zu haben. „Ich habe einfach nur die Frage gestellt: ‚Steckt ihr womöglich mit dem von 2014 überführten Athleten unter einer Decke?’“, sagte der Tiroler. „Dann war die Antwort darauf: ‚Unter einer Decke stecken wir nicht. Aber er hat uns zu diesem Arzt hingeführt.‘ Wenn das nicht der Beweis ist, was dann?“

Vom 31-jährigen Niederösterreicher kam jedoch darauf umgehend ein Dementi. Er ließ dem ORF via Anwalt eine Stellungnahme mit folgendem Wortlaut zukommen: „Die angeblichen Anschuldigungen von Dominik und Max sind unwahr. Ich habe KEINE Kontaktdaten des in den Medien genannten Doping-Arztes (wie Name, Telefonnummer oder Adresse) an die beiden Sportler weitergegeben.

Johannes Dürr

APA/Barbara Gindl

Johannes Dürr

Am Arbeitsplatz festgenommen

Der 31-jährige Niederösterreicher Dürr war laut Staatsanwaltschaft München Auslöser für die Doping-Ermittlungen und die Razzien in Seefeld und Erfurt. Der Langläufer, der bei Olympia 2014 positiv auf EPO getestet und danach für zwei Jahre gesperrt worden war, hatte jüngst in einer ARD-Dokumentation umfassend über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt. Am späten Dienstagvormittag wurde er an seinem Arbeitsplatz in Innsbruck - Dürr ist Zollbeamter - festgenommen.

Klarstellung nach Kritik an Razzia

Nach Kritik von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel stellte die Staatsanwaltschaft klar, dass der Zeitpunkt für die Dopingrazzia verbunden mit der Festnahme von Hauke und Baldauf in Seefeld einzig nach dem bestmöglichen Ermittlungerfolg gewählt wurde. Andere Aspekte seien irrelevant - mehr dazu in Staatsanwaltschaft rechtfertigt Aktion in Seefeld.