Kritik an „herabwürdigenden“ Asylinterviews

Als „einschüchternd und herabwürdigend“ kritisieren Ehrenamtliche den Ton, der bei Asylinterviews herrscht. Ein Jahr nach der Verschärfung des Asylgesetzes sei auch der Umgangston gegenüber Asylwerbern rauer geworden.

Mehrere Freiwillige, die Flüchtlinge bei den Befragungen der Asylbehörde begleiten, erzählten gegenüber dem ORF Tirol, dass sich der Ton verschärft habe. Elisabeth Schatz aus Oberperfuss sagt, sie habe erlebt, wie der Befragende immer wieder gesagt hat „ich glaube ihnen nicht“. Christa Spohr aus Bad Häring meint, alle Leiter der Einvernahmen hätten die Menschen nicht würdevoll behandelt, „sie sind abgestempelt gewesen“.

Drei Frauen sitzen um Tisch

ORF

Die Freiwilligen kritisieren die Interviews der Beamten

Ursula Jenewein aus Innsbruck kritisiert, den Befragten gegenüber gebe es prinzipiell die Haltung „ich glaube dir sowieso nichts“. Fragen würden dementsprechend gestellt und immer wieder wiederholt. Als Begleitperson werde man als eine Art Komplizin angesehen.

Freiwillige vermuten Absicht bei Befragung

Die Freiwilligen vermuten hinter der Art der Befragung die Absicht, möglichst viele Asylbescheide negativ ausfallen sollen. Für den ORF protokollierten sie in den letzten Wochen unter anderem Folgendes:

„Der Klient schildert seine mehrjährige Flucht. Die Einvernahme-Leiterin beginnt zu lachen und sagt ihm, er soll sich etwas Glaubwürdigeres ausdenken, da kein Kind mit neun Jahren von zu Hause weggehen würde.“

"Die Einvernahme-Leiterin wirft dem Klienten vor, er sei kein Iraker, weil er aussehen würde wie ein Rumäne. Er solle doch erst einmal beweisen, dass seine Familie die angegebene Familie ist.“

Achtstündige Einvernahme

Es herrsche eine Atmosphäre der Angst, kritisieren die Freiwilligen. Das bestätigt auch eine junge Flüchtlingsfrau. Sie und ihr Mann wurden von der Einvernahmeleiterin fast acht Stunden befragt, ständig sei ihnen gesagt worden „ich glaube ihnen nicht“. Zum ersten Mal nach zehn Jahren Ehe habe sie ihren Mann da weinend erlebt.

Die freiwillige Flüchtlingshelferin Susanne Marini sagt, es gehe nicht um ein Abklopfen von Fakten, wie das bei einer Befragung zu erwarten sei. Es gebe eine Voreingenommenheit, und nicht nur die Asylbwerber sondern auch die Freiwilligen würden von oben herab behandelt.

BFA weist Vorwürfe zurück

Vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) wurden in einer schriflichen Stellungnahme die Beobachtungen zurückgewiesen. Es gebe keine Weisung, dass die Asylinterview schärfer geführt werden sollen. Die ehrenamtlichen Betreuerinnen erwarten sich einen vernünftigen Ton. Als Zeichen dafür wollen sie ihre Protokolle demnächst dem BFA übergeben.