Erl: Mitarbeiter gegen Kuhn-Suspendierung

Mit der Botschaft „Wir wollen Gustav Kuhn zurück“ haben sich am Freitag sieben Künstler und Angestellte der Festspiele Erl an die Presse gewendet. Sie zeigen sich entsetzt über die Darstellung ihres Hauses und verweisen auf die Unschuldsvermutung.

Kuhn sei der Hauptschöpfer der Festspiele Erl und ein wahres Genie. Die sieben Mitarbeiter, die sich am Freitag im Namen von rund 200 Mitarbeitern an die Presse gewendet haben, beschreiben Kuhn als streng, aber gerecht.

Sie habe zu keiner Zeit irgendwelche sexuellen Dienste verrichten müssen, um ihre Karriere zu verwirklichen, sagte etwa Orchestermusikerin Karin Mischl. Sie fühle sich rein als Musikerin wertgeschätzt. Wäre dem nicht so, würde sie auch nicht mehr in Erl arbeiten.

Viele Stimmen für Gustav Kuhn

Mitarbeiter des Festpielhauses Erl ergreifen vehement Partei für den inzwischen suspendierten Dirigenten und Leiter Gustav Kuhn.

Mitarbeiter fühlen sich hintergangen

Sänger Ferdinand von Bothmer betonte, dass man sich durch die Suspendierung Kuhns auch vom Stiftungsrat der Festspiele hintergangen fühle. Diese sei seiner Ansicht nach eine Vorverurteilung. Von Bothmer kritisiert außerdem, dass Kollegen, die Sachlichkeit in der Diskussion eingefordert haben, auf Facebook-Seiten als „Kollegenschweine“ beschimpft worden wären. „Wenn wir nicht sofort auf den Zug aufspringen, werden wir diffamiert.“

Pressekonferenz Erl

ORF

Karin Mischl und Ferdinand von Bothmer bei der Pressekonferenz

Man erhoffe sich eine differenzierte Darstellung der Faktenlage, und man plane für die bevorstehende Festspielzeit jedenfalls zwei Szenarien - eines ohne, aber auch eines mit Kuhn.

Erst vor wenigen Tagen haben acht Musiker und Ex-Angestellte im Nachrichtenmagazin „Profil“ in einem offenen Brief Übergriffe des mittlerweile beurlaubten Erl-Intendanten Kuhn bestätigt und sprachen von „struktureller Gewalt“ - mehr dazu in Arbeitskollegen bestätigen Vorwürfe gegen Kuhn.

Im Juli haben sich erstmals fünf Künstlerinnen namentlich zu Wort gemeldet und in einem offenen Brief sexuelle Übergriffe und Missbrauch durch Gustav Kuhn angeklagt - mehr dazu in Offener Brief: Massive Vorwürfe gegen Kuhn. Im August hat eine der fünf Künstlerinnen ihre Anschuldigungen konkretisiert und hat in der ZIB2 von einem „massiven sexuellen Übergriff“ gesprochen - mehr dazu in Causa Erl: Künstlerin über „massiven Übergriff“.

Mitte Februar 2018 veröffentlichte der Blogger Markus Wilhelm auf seiner Website Dietiwag.org damals noch anonyme Vorwürfe, die von „modernem Sklaventum“ über Verdacht auf Lohndumping bis hin zu sexueller Belästigung durch Kuhn reichten.