Hitzesommer lässt Gletscher stärker schmelzen
Die Gletscherschmelze sei heuer überdurchschnittlich, so Helfricht. Der September werde entscheiden, ob es heuer ein extremes Jahr werde, sagte der Wissenschaftler. Die Ablation, also der Verlust von Schnee und Eis durch Schmelzen, sei „ähnlich stark wie im vergangenen Jahr“, sagte Helfricht, der am Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung (IGF) arbeitet. Für die Gletscher war bereits 2017 ein Rekordjahr im negativen Sinne - mehr dazu in Gletscherrückgang auf Rekordniveau.
Bernd Noggler
Schnee aus dem Winter kaum noch vorhanden
Der Winterschnee sei bereits so gut wie auf der gesamten Gletscherfläche weggetaut. Winterschnee ist nötig, damit die Gletscher Rücklagen bilden können. Winterschnee, der den Sommer überdauert, wird über Jahre kompakter und schließlich zu Gletschereis. Besser stelle sich die Situation derzeit noch auf ganz hoch gelegenen Gletschern, also deutlich über 3.000 Metern, dar, so Helfricht.
Aufschlussreiche Daten würden derzeit vom Hallstätter Gletscher im Dachsteinmassiv vorliegen. Diese Erkenntnisse hätten eine Aussagewirkung bzw. seien generalisierbar. Die Endresultate folgen dann im Oktober - nach den Messungen am Ende der Schmelzsaison.
Kälteeinbruch könnte für Verschnaufpause sorgen
Bevor quasi abgerechnet wird, setzen die Glaziologen noch Hoffnung in den Neuschnee der vergangenen Tage. Dieser verschaffe zunächst eine „kurze Verschnaufpause“ von wenigen Tagen, so der Wissenschaftler. Dann komme es aber darauf an, ob weiterer Schnee folgt und damit verhindert wird, dass die Ablation in dem Maße voranschreitet wie bisher. Sollte es hingegen wärmer werden, verstärke sich die Gletscherschmelze weiter. Derzeit schaue es nicht danach aus, dass der gefallene Schnee liegen bleibe, meinte Helfricht.
Warnung vor Spaltensturzgefahr
Der Neuschnee der letzten Tage birgt allerdings auch Gefahren am Gletscher. Der Schneefall vom Wochenende überdecke die Spalten und die schwachen Schneebrücken. „Dies kann beim Begehen von Gletschern fatale Folgen haben, Vorsicht ist geboten“, mahnte Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, ein.
ORF/Laich
Unfälle am Gletscher enden oft tödlich
Die Unfallstatistik zeige, dass Unfälle ohne Seilsicherung auf vergletscherten Gebieten meist tödlich enden. Nur ein konsequentes „Gehen am langen Seil“ könne diese Gefahr bannen, so Gabl. Bei Hochtouren müsse neben der Spaltensturzgefahr auch die tageszeitliche Erwärmung beachtet werden. Die zunehmende Temperatur schwäche die Schneedecke über den Spalten. Ebenso steige die Gefahr von Lawinen.
Seit 1. Mai gab es in Österreichs Bergen 73 Verunfallte auf einer Hochtour, zeigte das Kuratorium auf. 20 Personen verunfallten auf Gletschern durch Spaltenstürze, eine Person kam dabei ums Leben. Im Zehnjahresmittel enden sechs Prozent der Hochtourenunfälle tödlich und 18 Prozent mit schweren Verletzungen.