Zaun und Strom sollen vor Wölfen schützen

40 Schafe sind letztes Jahr auf der Kirchbergalm im Südtiroler Ultental von Wölfen gerissen worden. Ein Holzzaun, der um einen von Strom durchflossenen Netzzaun aufgestockt wird, soll die Schafe, Ziegen und Rinder vor Wölfen schützen.

2.200 Almen gibt es in Tirol, 1.300 Almen sind es in Südtirol. In Summe verbringen rund 270.000 Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen den Sommer auf der Alm. Wie schnell sich die Präsenz des Wolfes auf die Almwirtschaft auswirkt, zeigt sich am Beispiel der hochalpinen Kirchbergalm im Südtiroler Ultental, die sich über 1.800 Hektar bis auf 3.000 Meter Seehöhe erstreckt.

Dort wurden im Vorjahr 40 Schafe von Wölfen gerissen. Diesen Sommer weideten 700 Schafe und Ziegen sowie 210 Rinder auf der Kirchbergalm. Heuer wurden aber um 120 Schafe weniger aufgetrieben.

Gelände macht Schutz schwierig

In dem Almgebiet werden jetzt erstmals Maßnahmen zum Herdenschutz erprobt. Bisher stehen vom Herdenschutz erst ein paar Holzpflöcke. In unmittelbarer Nähe der Schäferhütte auf 2.300 Metern Seehöhe wird demnächst ein 1,40 Meter hoher Holzzaun mit 400 Laufmetern errichtet. Der Holzzaun wird um einen von Strom durchflossenen Netzzaun auf zwei Meter Höhe aufgestockt.

Wolf mit Beute im Maul mit Nachtsichtgerät gefilmt

ORF

Kommt der Wolf, sollen die im weitläufigen Almgebiet verstreuten 700 Schafe und Ziegen zusammengetrieben werden und die Nächte sicher in diesem Pferch verbringen. Weiden Kälber in der Nähe, kommen diese in der Nacht ebenfalls in den Pferch.

Tägliches Einpferchen nicht sinnvoll

Das könne für einen kurzen Zeitraum eine gute Verbesserung sein, glaubt der Obmann der Alminteressentschaft, Paul Schwienbacher. Andere Herdenschutzmaßnahmen wie Schutzhunde seien in dem bei Radfahrern sehr beliebten Gebiet schwierig. Das tägliche Einpferchen hält Schwienbacher im hochalpinen Gelände weder für machbar noch für sinnvoll: „Da stürzen beim Zusammentreiben mehr Tiere ab, als vom Wolf gerissen werden.“

Obmann der Alminteressentschaft, Paul Schwienbacher, Südtirols LR Arno Schuler und LHStv Josef Geisler

Land Tirol/Entstrasser-Müller

Die ersten Pflöcke sind bereits eingeschlagen. Davon überzeugen sich Paul Schwienbacher, Obmann der Alminteressentschaft, Südtirols LR Arno Schuler (SVP) und LHStv Josef Geisler (ÖVP)

Tirol setzte bei dem Thema „Große Beutegreifer und Herdenschutz“ auf Erfahrungsaustausch und einen gemeinsamen Weg, erklärte LHStv. Josef Geisler. Von den natürlichen Gegebenheiten wie auch von der Struktur der Almwirtschaft seien sich Tirol und Südtirol in wesentlichen Bereichen ähnlich.

Wolfsrudel lebt in unmittelbarer Nähe

Während in Nord- und Osttirol bislang nur einzelne Wölfe durchgezogen sind, steht der Wolf in Südtirol bereits in der Tür. In Nonsberg, in rund 30 Kilometer Entfernung zur Kirchbergalm, lebt bereits ein Wolfsrudel. 200 Kilometer weiter in der Schweiz zählt man ebenfalls zwei Wolfsrudel. Alleine in Italien gibt es über 2.000 Wölfe.

Fotofalle

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Im Jänner wurde der Wolf in Lana fotografiert

„Einen wolfsfreien Alpenraum wird es nicht mehr geben. So ehrlich müssen wir sein“, begründet LR Arno Schuler die Anstrengungen Südtirols. Diese zielen zum einen auf eine Änderung des Schutzstatus für große Beutegreifer sowie auf eine Regelung zur Tötung der Wildtiere ab.

Steuerungsgruppe zum Herdenschutz

Anfang August rief Tirol eine Steuerungsgruppe zum Herdenschutz ins Leben. Ihr gehören Experten aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Veterinärwesen, Umwelt und Jagd an - mehr dazu in Expertengruppe für Wolf und Bär nahm Arbeit auf.

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