Früher Almabtrieb wegen Trockenheit

Auf bis zu 50 Tiroler Almen gibt es in diesen Wochen zu wenig Wasser. Viele Landwirte mussten ihr Vieh früher als sonst ins Tal bringen, da Trinkwasser und Futter zunehmend fehlen. Folgen sind geringere Milchleistung und weniger Einnahmen.

Dieser niederschlagsarme Sommer mit Rekordtemperaturen bleibt nicht ohne Folgen für Tirols Almbauern. Im Oberland, aber auch im Stubaital und im Unterland mussten viele das Vieh vorzeitig ins Tal holen, sagte Sepp Lanzinger Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins: „Die Bauern haben mir gesagt, dass es noch nie so trocken war wie heuer.“

Kühe

ORF

Viele Kühe genießen schon wieder den kühlenden Stall im Tal

Kein Wasser mehr im Kalkgebirge

Das Vieh auf den Almen habe nicht genug zu fressen, denn das Gras wachse auf den Almböden aufgrund der Trockenheit nicht gut, und es fehle das Trinkwasser für Almkühe, so Lanzinger: „Da gibt es nördlich vom Inn im Kalkgebirge das Problem, dass dort üblicherweise schon weniger Trinkwasser vorhanden ist. Und heuer ist es ganz ausgeblieben. Und Trinkwasser brauchen die Senner und Hirten und das Vieh einfach.“

Beeindruckt ist Lanzinger von der großen Hilfsbereitschaft, die die Tiroler Almbauern erfahren hätten. Feuerwehren brachten in den letzten Tagen und Wochen tausende Liter Wasser in Tankwagen auf Almen. Und Molkereien stellten ihren Milchwagen für Wassertransporte zur Verfügung. „So waren wenigstens Notlösungen möglich“, so Lanzinger.

20.000 Liter Wasser auf die Alm gebracht

Eine der betroffenen Bauern sind Lisi Reiter und ihr Mann. Sie haben ihre Milchkühe am Donnerstag von der Baumoosalm zurück ins Tal nach St. Johann bringen müssen, einige Wochen früher als sonst. Nur das Jungtier ist oben geblieben: „Wir haben kein Gras mehr und mein Mann musste immer mit dem Wasser fahren. Wir haben gute 20.000 Liter Wasser geführt.“

Dabei hatten die Landwirte vorgesorgt, und die Quellfassung auf der Baumoosalm mit einem zusätzlichen Wasserbehälter ausgestattet, der 6.000 Liter speichert. Aber auch das war heuer zu wenig.

Geringerer Milchpreis - Vieh verkauft

Die Trockenheit erzeugt Folgeprobleme für die Bauern. Die Milchleistung der Kühe sei zurückgegangen, erzählte Lisi Reiter, auch bekomme man für die Milch einen geringeren Preis, weil es ja keine Almmilch mehr ist, seit die Kühe wieder im Tal sind.

Vier Kühe und einen Stier mussten die Reiterers bereits verkaufen, weil sie die Tiere im Winter nicht mehr hätten füttern können: „Was sollen wir denn tun, wenn es auch im Tal heuer so wenig Gras gibt. Die Heuernte war ja heuer auch schlecht. Da können wir im Winter nicht so viele Tiere füttern.“ Die Auswirkungen der Trockenheit dieses Sommers werden viele Tiroler Bauern noch länger beschäftigen.

Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“

Die große Trockenheit ist aber nicht nur in Tirol ein Thema, sondern in ganz Europa. Das Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“ der Europäischen Union versucht Dürreperioden mittels Satellitenbildern vorherzusagen, um die schlimmsten Auswirkungen in der Landwirtschaft zu verhindern. das Projekt wurde am Donnerstag bei den Alpbacher Technologiegesprächen vorgestellt - mehr dazu in Satellitenbilder gegen Dürre. (science.ORF.at)

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