Transit als Wahlkampfthema in Südtirol

Immer mehr Lkws auf der Brennerroute und schlechte Luftqualität: Vor den Südtiroler Landtagswahlen im Herbst wird der Transit zum Wahlkampfthema, wobei das auch ziemlich riskant ist: Verkehrseinschränkungen sind unpopulär.

Jeder Mensch atmet pro Tag rund 15.000 Liter Luft ein und wieder aus. Ist es Luft entlang der Brennerachse oder an vielbefahreren Stadtstraßen von Bozen, Meran, Leifers oder Brixen, dann ist diese Luft so belastet, dass etwa die Jahresgrenzwerte für Stickstoffdioxid weit überschritten sind: Statt der erlaubten 40 Mikrogramm pro Kubikmeter sind es an mehreren Südtiroler Messstellen oft 60 Mikrogramm und mehr.

Lkw auf der Brennerautobahn, gesehen aus dem Rückfenster eines fahrenden Pkw

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Entlang der Brennerautobahn ist die Luftqualität konstant schlecht

Dieses Thema geht alle an, und so zeichnet sich der Transit für den Südtiroler Landtagswahlkampf zunehmend als Wahlkampfthema ab, als Hauptgrund für die Luftverschmutzung. Die Wahlen stehen im Herbst an, und nicht nur die Grünen machen gegen den Verkehr mobil. Sie haben am Dienstag in einer Pressekonferenz sofortige Maßnahmen von der Landesregierung gefordert, die man in Südtirol nicht neu erfinden müsse.

Es genüge ein Blick in den Nordtirol: sektorale Fahrverbote, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Blockabfertigung. Außerdem müsse dringend mehr Warentransport auf der Schiene erfolgen, laut einer Anfrage der Grünen an den Verkehrslandesrat wurden 2016 in Südtirol nur 0,5 Prozent der LKW mittels Rollender Landstraße auf Zügen transportiert.

Grüne Vertreter (Foppa und Dello Sbarba) bei der Pressekonferenz erklären etwas

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Nicht nur die Grünen machen gegen den Transit mobil

Süd-Tiroler Freiheit gegen „Transit-Terror“

Auch die Süd-Tiroler Freiheit ist auf den Zug aufgesprungen und verlangt Gesamttiroler Maßnahmen gegen den „Transit-Terror“, wie Landtagsabgeordneter Sven Knoll den Verkehr nennt. Derzeit macht die Bewegung mit einer Plakataktion im Wipptal darauf aufmerksam. Außerdem will sie in der laufenden Woche einen Beschlussantrag im Südtiroler Landtag einbringen, der die Südtiroler Landesregierung aufgefordert, die Tiroler Landesregierung bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen auf europäischer und italienischer Ebene zu unterstützen.

Vorstellung des Werbeplakats LKW-Transit - Wir ziehen die Notbremse der Bewegung "Süd-Tiroler Freiheit", Parteivertreter stehen neben dem Plakat

Süd-Tiroler Freiheit

Auch die Süd-Tiroler Freiheit hat gegen den Transit eine Plakataktion gestartet

Harte Maßnahmen nicht populär

Aber auch die amtierende Landesregierung weiß, dass sie das Thema Transitverkehr ernstnehmen muss. Ende März hatte Südtirols Umweltlandesrat Maßnahmen gegen die konstant schlechten Luftwerte angekündigt, auch ein Dieselfahrverbot wurde angedacht - mehr dazu in Fahrverbote in Südtirol nicht ausgeschlossen. Doch spätestens da blies dem Umweltlandesrat gehöriger Gegenwind entgegen: von Bürgern, die sich in ihrer Mobilität keinesfalls einschränken lassen wollen und ihrem Unmut in Leserbriefen und auf Internetforen kundtaten.

Eingriffe im Individualverkehr würden ohnehin wenig bringen, meinen die Grünen. Aber auch sie sind sich bewusst, dass Verkehr und Transit als Wahlkampfthema ein Riskiko bergen, denn Maßnahmen gegen den Verkehr zu fordern sei noch immer unpopulär. „Eine Erklärung ist sicher, dass die meisten Menschen beim Verkehr Täter und Opfer zugleich sind“, meint Norbert Lantschner von den Grünen. „Wenn ich mich ins eigene Auto setze und schnell irgendwohin fahre, habe ich davon unmittelbar einen Vorteil. Der Schaden des Verkehrs für die Umwelt und die Menschen ist zeitversetzt, da wird er nicht so direkt wahrgenommen und auf das eigene Verhalten bezogen.“

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