Vinschgauer Kinder läuten den Frühling ein

Immer am 1. März wecken die Schulkinder von Taufers im Münstertal den Frühling. Mit Sprüchen und Kuhglocken ziehen sie durch das Vinschgauer Dorf. Der Brauch heißt „Keschtnschellen“ und stammt aus der nahen Schweiz.

Am Morgen des 1. März schneit es in Taufers im Münstertal, einem Dörfchen nahe der Schweizer Grenze, das Thermometer zeigt minus zehn Grad, es ist noch nicht einmal ein Hauch von Frühling zu spüren. Deshalb lassen die 48 Volkschulkinder ihre Kuhglocken umso lauter erklingen. "String, Strong, Gloggaklong, Glick indern Haus, Glick außern Haus, mocht an guat’n Langez aus! Lott di Kiah aus!“, rufen sie dazu und ziehen unüberhörbar durchs Dorf. Es ist wieder Zeit für das sogenannte „Keschtnschellen“.

Kinder rufen, läuten ihre Kuhglocken und springen in die Luft, stehen im Dorf im Schnee

ORF

Springend, rufend und läutend vertreiben die Kinder den Winter

Mit dem Spruch und ihren umgebundenen Kuhschellen wollen die Kinder den Winter vertreiben und den „Langez“, den Frühling im wahrsten Wortsinn einläuten. Keschtnschellen, also Kastanienläuten wird der Brauch genannt, weil die Kinder früher getrocknete Kastanien von den Dorfbewohner bekamen. Heute sind es Süßigkeiten, die sie begeistert in Empfang nehmen.

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Der Brauch des „Keschtnschellen“

Die Volksschüler aus Taufers wollen den Winter lautstark mit ihren Kuhschellen vertreiben - und plötzlich fällt nicht mehr nur Schnee vom Himmel.

Einzigartiger Brauch mit Wurzeln in der Schweiz

Den Brauch vom „Keschtnschelln“ gibt es innerhalb von Tirol nur in Taufers. Es ist ein alter Brauch, der möglicherweise heidnischen Ursprungs ist. Von den Faschisten verboten, wurde er in den 80er-Jahren auf Initiative von Lehrern wiederbelebt. Er geht auf einen Brauch aus der Schweiz zurück.

Frau wirf den Kinder Bonbons zu, die fangen sie fröhlich auf und sammeln sie ein

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Für die Kinder regnet es beim „Keschtnschellen“ Zuckerlen

Im Val Müstair und im Engadin heißt der Brauch Chalandamarz. Das Wort leitet sich vom Lateinischen calendae martius ab und heißt erster Tag im Monat März. Denn da ist meteorologischer Frühlingsbeginn und nicht nur die Schweizer und Vinschgauer Bergbewohner haben genug vom Winter.