Faschings-Ansturm auf Kostümfundus
Josef Bertignoll steht im roten Dirndl vor dem Spiegel und betrachtet sich zufrieden: „Die Wahl ist getroffen.“ Nur das Dekolleté darf nicht so bleiben: „Das muss ich noch rasieren. Denn wer schön sein will, muss leiden“, sagt Josef und grinst.
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Die närrische Zeit hat im Kostümfundus schon längst begonnen, auch wenn außerhalb des Kellerraumes mit den langen Reihen an Kostümen noch wenig davon zu merken ist. Das Faschingstreiben beginnt im Kostümfundus der Vereinigten Bühnen Bozen immer schon einige Tage vor dem eigentlichen Start.
„Heuer war der Ansturm enorm, schon ab dem ersten Tag“, sagt Margit Geier, die den Kostümfundus seit Jahren leitet. Normalerweise ist es ruhig, wenn sie wenige Stunden pro Woche im Fundus steht. Doch in der Faschingszeit ist die Hölle los. Sechs Stunden täglich ist sie dann da, um den Verleih zu betreuen. „Die Leute kommen oft mit den ungewöhnlichsten Gedanken. In diesem Jahr suchen viele etwas zum Thema Alm, oder mit Glitzer.“, sagt Margit Geier. „Ich berate die Leute gern und suche solange, bis zum Schluss alle glücklich rausgehen.“
Kostümfundus wird gestürmt
Kurz vor der närrischen Zeit ist der Ansturm auf den Kostümfundus in Bozen enorm. Die mehr als 10.000 Kostümteile werden derzeit im Minutentakt vergeben.
Ein Kaleidoskop der Stoffe und Accessoires
Der Bozner Fundus der Vereinigten Bühnen Bozen zählt mittlerweile mehr als 10.000 Kostüme und Kostümteile. Darunter finden sich Alltagskleidungsstücke, aber auch historische Gewänder und Uniformen. Vieles davon ist im Laufe der Jahre in den Werkstätten der Vereinigten Bühnen angefertigt worden.
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Schauspielerin Liz Marmsoler, die in der Faschingszeit den Fundus unterstützt, amüsiert sich köstlich, wenn sie Kostüme aus alten Inszenierungen entdeckt. In der Faschingszeit erhalten diese ein neues Leben.
Von Kopf bis Fuß ein anderes Ich
Hansjörg Menghin probiert gerade ein knallgrünes, hautenges Samba-Tänzer-Kostüm an, mit funkelnden Edelsteinen und einem auffälligen Hut. „Ich bin eigentlich ganz schüchtern“, sagt er. „Bei mir braucht es viel Überwindung, bis ich in meine Rolle schlüpfen kann. Aber irgendwann löst sich das.“
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Daneben kombiniert Norbert Anrather einen Sombreo mit einem Poncho und einer neuen, schwarzen Haarpracht: „Ich habe seit Jahrzehnten keine Haare mehr, da liebe es, Perücke zu tragen“, sagt er und lacht. Die Verkleidung erlaube es ihm, in eine neue Rolle zu schlüpfen und sein Umfeld zu überraschen. „Das tut der Seele gut“, sagt Anrather.