Vermeidbare Kinder-Krankheiten im Vormarsch
Es sei nicht leicht, schwerkranke Kinder zu sehen, die um ihr Leben kämpfen. Dabei hätte man das Leid durch einen bloßen Nadelstich verhindern können, schildert Jürgen Brunner, geschäftsführender Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik, einen Fall aus der jüngsten Vergangenheit. Vor kurzem sei ein Kleinkind mit Hirnhautentzündung in die Klinik gekommen. Das Hirnwasser sei eitrig gewesen, der verursachende Keim wäre durch eine Impfung vermeidbar gewesen.
ORF
Nur wenige militante Impfgegner
Drei bis vier Prozent der Bevölkerung lassen sich nicht impfen. Militante Impfverweigerer gäbe es nur wenige, sagt der erfahrene Kinderarzt. Vielmehr sei es die Sorge der Eltern, die sie von der Impfung abhält. Man müsse den Eltern den Unterschied zwischen ganz vordringlichen Impfungen und anderen Impfungen vor Augen führen. Zu den vordringlichen Impfungen zählt Brunner die Sechsfachimpfung, bei der die Kinderlähmung enthalten sei, oder die Masern-Mumps-Rötel-Impfung.
Experte gegen generelle Impfpflicht
Europaweit sind Krankheiten wie Masern, Keuchhusten, Hirnhautentzündungen und Röteln im Vormarsch, auch in Tirol. Umso wichtiger sei die Aufklärung, sagt Peter Kreidl von der Medizin Universität Innsbruck. Eine verpflichtende Impfung könne er sich nur sensiblen Bereichen vorstellen. Er persönlich sei gegen eine Impfpflicht. In gewissen Risikobereichen wie Krankenhäusern oder Schulen solle man verstärkt darauf aufmerksam machen, dass die Leute geimpft sind.
Die Masern-Epidemie in Kustein habe man im Griff, sagt Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion. Dort gab es zuletzt zehn Masernfälle - mehr dazu in Weitere Masernfälle in Kufstein. Auch sie appelliert an alle Eltern, ihre Kinder unbedingt gegen Mumps-Masern und Röteln impfen zu lassen.