Südtirol: Lebensmittel spenden statt entsorgen

Supermärkte und Milchhöfe in Trentino-Südtirol spenden jeden Monat tonnenweise Lebensmittel, die noch gut, aber unverkäuflich sind. Damit kommen diese Bedürftigen zugute und landen nicht im Müll. Unternehmen sparen dabei zudem Geld.

Hunderte Tonnen Lebensmittel lagern in der Halle des „banco alimentare“, der Lebensmitteltafel in Trient. Allein 270 Tonnen haltbare Lebensmittel wurden Ende November bei einer Kollekte in den Supermärkten der Region Trentino-Südtirol gesammelt, das entspricht der Ladung von sieben Sattelschleppern. In dem Fall waren es Private, die für Bedürftige Lebensmittel eingekauft und gespendet haben. Unternehmer spenden aber auch regelmäßig selbst unverkäufliche, aber noch gute Ware an die Tafel.

Lagerhalle der Lebensmitteltafel mit abgepackten Lebensmitteln in Kartons

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In der Lagerhalle in Trient lagern Tonnen von gespendeten Lebensmitteln

Hilfe für 20.000 Menschen in Trentino-Südtirol

40 Ehrenamtliche kümmern sich um die Verwaltung der Lebensmittel und einmal im Monat um die Weitergabe an 140 soziale Organisationen. Italienweit werden 1,5 Millionen Menschen von der Tafel versorgt, 20.000 sind es in Südtirol und im Trentino. Allein ein Verein in Meran erhält monatlich 1,8 Tonnen Lebensmittel zum Verteilen.

Ein anderer Teil der Lebensmittel wird vom Roten Kreuz Trient in die Pfarreien der Trentiner Landeshauptstadt transportiert. Die Empfänger sind hier wie überall Menschen mit geringem Einkommen, die von Sozialassistenten über diese Möglichkeit informiert werden: ältere Menschen mit zu kleiner Rente, Arbeitslose, Familien in Trennungssituationen oder junge Mütter in schwierigen Situationen. Deshalb ist auch Babynahrung sehr gefragt.

Mitarbeiter der Tafel mit Gabelstapler im Lager

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40 Freiwillige kümmern sich um Verwaltung und Ausgabe der Ware

Ohne die Initiative des „banco alimentare“ würden all diese Lebensmittel im Müll landen. Es geht dabei nicht um verdorbene Produkte, denn diese nimmt die Lebensmitteltafel nicht an. Es sind Waren, deren Verfallsdatum noch nicht erreicht ist, die aber überproduziert wurden oder die nicht mehr gekauft werden.

Win-win-Situation für Tafel und Unternehmer

Etwa 20 Südtiroler Betriebe melden sich regelmäßig, um ihre überschüssige unverkäufliche Ware abzugeben, darunter mehrere Supermarktketten und die Milchhöfe. Antonino Deola vom „banco alimentare“ berichtet: „So zweimal wöchentlich kommt ein Anruf vom Milchhof: die Ladung steht bereit! Und da sprechen wir von eineinhalb, manchmal auch zwei Tonnen Yoghurt, die wir verteilen können. Wir starten dann einen Rundruf und innerhalb dieses Tages können wir die ganze Menge an Bedürftige in Südtirol verteilen.“

Freiwilliger packt Babynahrung in einen Lieferwagen

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Um die Verteilung der Lebensmittel kümmern sich Freiwillige

Deola, Vorstandsmitglied des „banco alimentare“ erklärt, warum die Spende für die Unternehmen interessant ist: „Es ist eine Win-win-Situation. Wenn ein Betrieb sich seiner nicht mehr verkäuflichen Produkte entledigen möchte, ist das eine aufwändige und teure Prozedur. Wir können die Ware aber mit einer simplen notariellen Beglaubigung einfach abholen. Die Unternehmen dürfen sogar die Mehrwertsteuer zurückbuchen und das auf den Verkaufswert.“

Seit 2016 erleichtert in Italien nämlich das sogenannte Gadda-Gesetz die Abgabe von Lebensmitteln an gemeinnützige Organisationen, um der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten. Manche Gemeinden gewähren auch eine Reduzierung bei den Müllgebühren. Die Lebensmittel kommen so Bedürftigen zugute, anstatt dass sie sinnloserweise im Müll landen.