Injektionen gegen Rheuma, Krebs & Co

Der Pharmakonzern Novartis produziert in seinem erweiterten Werk in Schaftenau/Langkampfen (Bezirk Kufstein) moderne Medikamente gegen chronische Erkrankungen und Krebs. Novartis sieht darin die Medizin der Zukunft.

100 Millionen Euro haben Novartis und Tochterfirma Sandoz in diesem Jahr in den Standort Schaftenau/Langkampfen investiert. Mit dem Geld sind ein neues Bürogebäude und eine neue Produktionsstätte mit insgesamt 190 Arbeitsplätzen entstanden. Der Markt habe die Investition verlangt, heißt es vom Standortleiter Daniel Palmacci. Die bisherige Produktionskapazität habe für die Nachfrage am Markt nicht mehr ausgereicht. Mit dem am Freitag offiziell eröffneten neuen Werk konnte die Zellproduktion verdoppelt werden.

Novartis Schaftenau

Novartis

„Drug Substance“ ist der Name des neuen Werksgebäudes in Schaftenau

Zukunft der Medizin

Laut einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis 2020 sieben der zehn weltweit wichtigsten Medikamente solche Biologika sein.

Vorreiter am Markt

Diese Zellen sind der Grundstein für die moderne Medizin, die in Schaftenau entsteht. Als einer der globalen Vorreiter konzentriert sich Novartis hier auf die Produktion von Biologika. Diese Medikamente spielen besonders für chronische Erkrankungen oder Krebs eine große Rolle, erklärt Palmacci weiter. Diese Krankheiten müsse man spezieller und gezielter behandeln, dabei helfen Biologika", so Palmacci. Zudem seien sie für den Patienten oft schonender als andere Medikamente.

Novartis Schaftenau

Novartis

Die Zellen durchlaufen in der Produktion viele Stufen

Hochkomplexe Technologie

Die Herstellung dieser Biologika ist hochkomplex, weil mit lebenden Organismen gearbeitet wird. „Diese lebenden, tierischen Zellen haben Launen und Vorlieben und sind damit sensibler“, erklärt Palmacci weiter. Mehr als 40 Tage dauert die Produktion. In mehreren Stufen werden die biologisch veränderten Organismen isoliert, gereinigt und gefiltert. Am Ende entstehen Injektionen, die Krankheiten wie Schuppenflechte, Formen von Rheuma oder Arthritis oder auch Krebs behandeln können.

Großer Bedarf an günstigen Nachahmerprodukten

Ein zweiter Fokus liegt in Schaftenau auf sogenannten „Biosimilars“. Darunter verstehen sich meist günstigere Nachahmerprodukte der Biologika. Diese können produziert werden, sobald die Patente für die Originalmedikamente ablaufen. In nächster Zeit sei dies bei acht Biologika der Fall. Damit seien die Chancen am Markt so hoch wie noch nie, ist Palmacci erfreut. Im Bereich Biosimilars ist die Novartis-Tochter Sandoz laut eigenen Angaben Weltmarktführer. Viele der Biosimilars von Sandoz werden in Tirol produziert.

Novartis Schaftenau

Novartis

Ein Biologikum und zwei Biosimilars werden in Schaftenau derzeit produziert. Es sollen bald mehr sein, so Novartis.

Zukunft auch von Regierungswechsel abhängig

Die Zukunft von Tirols zweitgrößter Firma ist aber nicht nur vom Markt abhängig, sondern auch von Regulierungen und Gesetzen. Auf den Standort Österreich baut man auch beim kommenden Regierungswechsel. Die vorherige Regierung habe stark auf Innovation gesetzt, darauf hoffe man auch bei der neuen Regierung, so Ard van der Meij, Präsident von Novartis Austria.

Es brauche aber auch Veränderungen, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Mehr Arbeitsflexibilisierung und die Senkung von Lohnnebenkosten aber auch weniger Bürokratie seien hier wichtige Punkte, so van der Meij. Dann stehe weiteren Investitionen in Tirol nichts im Wege.

Links: