Gehörlose helfen Gehörlosen im Alltag
Rund 700 gehörlose Menschen leben in Tirol. Trotz Antidiskriminierungs- und Behinderten-Gleichstellungsgesetz habe sich in Bezug auf Gehörlose und Schwer-Gehörbehinderte wenig getan, was die Hürden im Alltag betrifft, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von MOHI Tirol, dem Tiroler Landesverband der Gehörlosenvereine und der Beratungsstelle für Gehörlose.
MOHI Tirol
Für gehörlose und schwer hörbehinderte Menschen ist die Gebärdensprache die Muttersprache. Sie haben aber nur selten die Möglichkeit, sich in der Gebärdensprache zu unterhalten, das macht vor allem ältere Gehörlose oft einsam.
Gehörlose oft benachteiligt
Viele Betroffene haben auch ihre Schulbildung ohne Gebärdensprache gemacht, das stellt sie vor Probleme im Alltag, schildert die Projektkoordinatorin Gertraud Eiter vom MOHI Tirol. Gehörlose Personen seien oft benachteiligt, weil sie die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen und sich etwa schwer tun, Ticketautomaten zu bedienen oder SMS zu schreiben. Gerade die neuen Medien seien wichtige Kommunikationsmittel für gehörlose Personen und da gebe es immer wieder Schwierigkeiten.
Mehr Selbstbestimmung möglich
Beim Pilotprojekt „Inklusive Gehör Losen Unterstützung“, kurz IGLU genannt, wurden ein Jahr lang neun Betroffene von zwei gehörlosen Personen betreut, die die Gebärdensprache beherrschen. Profitiert haben beide Seiten, sagt Eiter. Die Klientinnen und Klienten profitierten, weil sie Unterstützung im Alltag erhalten und auch in Richtung Selbstbestimmung unterstützt werden. Die Betreuer profitierten, weil sie durch IGLU eine Anstellung im Sozialbereich bekommen haben und das für sie auch Inklusion bedeutet.
Jetzt ist fix, dass das Pilotprojekt zur Dauereinrichtung und künftig noch ausgebaut wird. Damit gibt es erstmals in Westösterreich eine Alltagsbegleitung für gehörlose Menschen.