Zuckerersatz ist oft nicht gesünder

Immer mehr Konsumenten greifen auf der Suche nach Ersatz für Zucker auf vermeintlich natürliche Ersatzstoffe wie Stevia, Sirup und Ähnliches zurück. Experten geben aber zu bedenken, dass Zuckerersatz in der Regel nicht gesünder ist.

Birkenzucker, Agavensirup, Stevia und viele andere natürliche Süßungsmittel sind gar nicht wesentlich gesünder als unser herkömmlicher Haushaltszucker. Das bestätigt Botanikerin Sabine Sladky-Meraner gegenüber ORF Tirol bei einem Besuch im botanischen Garten in Innsbruck.

Der Irrglaube vom gesunden Fruchtzcker

Es gibt verschiedene Zuckerarten wie etwa die Glucose - auch Traubenzucker genannt - oder die Fructose. Letzterer wird auch Fruchtzucker genannt und kommt natürlicherweise in Obst und Gemüse vor. Dort ist er auch nicht bedenklich, sehr wohl aber in isolierter oder industriell gefertigter Form.

Zucker, Zuckererstz

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Herkömmlicher Zucker wird aus Zuckerrübe, Zuckerrohr oder Zuckerpalme gewonnen und besteht je zur Hälfte aus Glucose und Fructose.

Agavensirup beispielsweise enthält laut Sladky-Meraner relativ viel Fruchtzucker. Dieser werde im Gegensatz zu Glucose nicht im Blut abgebaut, sondern in der Leber. Zudem hemmt er beim Menschen das Sättigungsgefühl, so die Expertin. Daher sei gerade die Fructose ein echter Dickmacher, die sich bei übermäßigem Konsum auch auf die Blutfettwerte negativ auswirkt. Fructose wird seitens der Nahrungsmittelindustrie unter anderem in Limonaden und vielen Fertiggerichten verwendet.

Auch Stevia ist kein Allheilmittel

Als bedenkenloser Zuckerersatz wird häufig das seit 2011 in Europa zugelassene Süßungsmittel Stevia angepreisen. Tatsächlich ist das Extrakt, das aufwendig aus der Stevia-Pflanze gewonnen wird, frei von Kalorien. Allerdings würde Stevia Hunger erzeugen, so Sladky-Meraner. Sie beruft sich dabei auf Studien, die gezeigt hätten, dass Probanden nach einem Stevia-Konsum mehr gegessen haben, als sie normalerweise gegessen hätten.

Auch andere Süßungsalternativen - wie etwa der Birkenzucker mit 40 Prozent weniger Kalorien als der Haushaltszucker - haben oft andere Begleitwirkungen. Birkenzucker mit seinem Bestandteil Xylit - einem Zuckeralkohol - wirke bei übermäßigem Konsum abführend und könne Bauchschmerzen verursachen.

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In Österreich wird rund vier Mal soviel Zucker verzehrt, wie die WHO empfiehlt.

Zucker und Zuckerersatz in Maßen genießen

Zucker ist vor allem in Form von Glucose für den Menschen als Energielieferant überlebenswichtig. Allerdings macht es die Dosis aus. Zwölf Teelöffel Zucker maximal, besser sechs täglich empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und warnt gleichzeitig vor verstecktem Zucker in Lebensmitteln.

Viele Produkte in den Regalen der Lebensmittelgeschäfte sind heutzutage überzuckert - Schleckereien sowieso, aber auch viele Fertiggerichte, Limonaden und auch vermeintlich gesunde Produkte wie Fruchtjoghurts.

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