Fall Lucile: Mörder tötete auch in Deutschland
Im deutschen Bundesland Baden-Württemberg führt die polizeiliche Sonderkommission „Erle“ Ermittlungen zum Sexualmord an einer 27-jährigen Joggerin aus Endingen am 6. November 2016. Die Frau brach am Nachmittag zum Joggen auf und kehrte nicht zurück. Ihre Leiche wurde in den Weinbergen von Endingen gefunden. Am Tatort konnten DNA-Fragmente sichergestellt werden, die mit den Spuren im Fall Lucile übereinstimmen, sagte der Leiter des Landeskriminalamtes Tirol, Walter Pupp, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
DNA hochgerechnet
Beide sichergestellten DNA-Spuren waren von schlechter Qualität. Die am Tatort in Kufstein gefundene DNA wurde hochgerechnet und dieses Profil dann mit den in Deutschland sichergestellten Fragmenten direkt verglichen, erläuterte Hansjörg Mayr, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Das Ergebnis, das seit Mittwoch vorliege, lasse keinen vernünftigen Zweifel zu, dass es sich um ein und denselben Täter handelt, so Mayr. Wären es zwei Personen, müssten sie Zwillingsbrüder oder Vater und Sohn sein.
ORF
Die französische Austauschstudentin Lucile aus Lyon war im Jänner 2014 gegen Mitternacht an der Inn-Uferpromenade in Kufstein zu Fuß zu zwei Freundinnen unterwegs, als sie von einem Unbekannten angegriffen und mit einer Eisenstange erschlagen wurde - mehr dazu in Kufstein: Studentin wurde ermordet.
Vergleich mit anderen Fällen
Rund 800 Personen überprüfte das Landeskriminalamt im Fall Lucile. Verglichen wurden auch zahlreiche ähnlich gelagerte Delikte in Österreich und im benachbartem Ausland mit dem Tötungsdelikt in Kufstein. Die Ermittler prüften, ob es Hinweise auf eine Tatbegehung durch den gleichen Täter geben könnte. Aus diesem Grunde nahm das Landeskriminalamt vor einiger Zeit auch Kontakt mit der „SoKo Erle“ auf.
Täter mit schweren psychischen Störungen
Beide Taten weisen laut Ermittlern das gleiche Muster auf. Es gebe Parallelen bei der Opferauswahl, was den Tattag, die Begehungsweise und die Art der Opferablage betreffe, so Walter Pupp vom Landeskriminalamt. Man gehe von einem gefährlichen Täter mit schweren psychischen Störungen aus. Ob es sich um einen Serientäter handelt, wollte Pupp nicht kommentieren. Die Polizei könne aber nicht ausschließen, dass es noch weitere Fälle gibt.
Sexueller Hintergrund als Motiv
Die Ermittler gehen derzeit auch im Fall Lucile von einem sexuell motivierten Tötungsdelikt aus. Es habe einen leichten sexuellen Übergriff gegeben. Der Täter könnte in Kufstein aber gestört worden sein, so Pupp. Eine Beziehungstat oder ein Raub scheiden damit eher aus.
Neue Ermittlungsansätze
Durch diese neuen Erkenntnisse bieten sich für die Ermittler aus beiden Ländern Ermittlungsansätze, die vor allem darauf abzielen, welchen Bezug der unbekannte Täter zu den beiden Tatorten Endingen und Kufstein haben könnte. Bei der Tat in Österreich vor drei Jahren benutzte der Täter als Tatwaffe eine Eisenstange, die bei hydraulischen Hebesystemen zum Einsatz kommt, zum Beispiel bei hydraulischen Hubwagen und zum Abkippen von Lkw-Führerkabinen - mehr dazu in: Tatwaffe nach Mord an Lucile gefunden. Auch das 27-jährige Opfer in Endingen wurde mit einem Gegenstand - vermutlich einer Eisenstange - erschlagen.
Polizei
Alle weiteren Maßnahmen erfolgten nun in enger Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den österreichischen Behörden, kündigte das Landeskriminalamt am Donnerstag an.
Hinweise an Polizei
Hinweise zu beiden Gewalttaten sind jederzeit an die Soko „Erle“ unter der Telefonnummer 0049 (0) 7641/582-114 oder das Landeskriminalamt für Tirol unter der Telefonnummer 059133/70-3333 erbeten.