Bauchspeicheldrüsenkrebs im Vormarsch

123 Menschen erkranken jedes Jahr in Tirol an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Diese Zahl werde bis 2025 um bis zu 50 Prozent steigen, rechneten Mediziner, die bis Freitag zum Thema Pankreaskarzinom in Innsbruck tagen.

Negative Prognose

Starben 2010 in der gesamten EU noch 71.000 Menschen an einem Pankreaskarzinom könnten es 2025 bereits 111.500 sein. So lautet die aktuelle Schätzung der Europäischen Gastroenterologie-Vereinigung.

Das Pankreaskarzinom ist die vierthäufigste Krebstodesursache in Österreich. Die erwartete signifikante Steigerung lasse sich unter anderem auf Tabak-, Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung, Übergewicht und den Ernährungsstil zurückführen, so die Mediziner.

Intensive Forschung in Innsbruck

Aufgrund der negativen Prognosen wird intensiv an Therapieverbesserungen geforscht. An den Innsbrucker Universitätskliniken würden einige der neuesten Erkenntnisse bereits umgesetzt werden, so Univ.-Prof. Dr. Dietmar Öfner-Velano, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie: „Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nur dann heilbar, wenn er operabel entfernbar ist. Wir schaffen es auch, Patienten einer Operation zuzuführen, nachdem sie mit Chemo- und Strahlentherapie oder mit der speziellen Methode der Radiofrequenzablation behandelt wurden.“

Pankreas-Zentrum Innsbruck

Die Innsbrucker Klinik organisierte erstmals eine Tagung zur interdisziplinären Behandlung der Bauchspeicheldrüse. Die Klinik gilt als das wichtigste Pankreas-Zentrum in Westösterreich.

„Seit kurzem gibt es eine neue, sogenannte Triple-Chemotherapie, auf die die Patienten gut ansprechen“, erklärte Univ.-Doz. Dr. Stefan Stättner, leitender Oberarzt an der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie und Organisator der Tagung. „Auch wenn keine Heilung möglich ist, können Verbesserungen umgesetzt werden, die das Leben um Monate, manchmal sogar um Jahre, mit guter Lebensqualität verlängert."

Gesunder Lebensstil rettet Leben

In einer Studie in England sei belegt worden, dass sich 37 Prozent der Pankreaskarzinomfälle durch einen bewussteren Lebensstil hätten vermeiden lassen, sagte Stättner. Außerdem sei erwiesen, dass Bewegung dazu beitrage, das Wiederauftreten von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verhindern. Eine frühzeitige Diagnose sei außerdem wichtig. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist deshalb so heimtückisch, weil er lange keine Probleme macht und unbemerkt bleibt.

Ziel: Lebensqualität erhöhen

Reto Bale, der Leiter der interventionellen Onkologie-Mikrovinvasiven Therapie an der Univ.-Klink für Radiologie formulierte das Ziel, dass es darum ginge, „Patienten, die keine Aussicht auf Heilung haben, auf die kurative Schiene zu bringen“. Mit punktegenauer Schmerz- und Tumortherapie, der sogenannten „Chirurgie ohne Messer“, könne hierbei eine Verbesserung erzielt werden. Dabei werden Tumorgewebe oder komplexe Nervenbahnen mittels hochprozentigem Alkohol, Hitze oder Elektroimpulsen über dünne Nadeln bzw. Sonden zerstört. Durch den Einsatz von 3D-Navigationssystem und einer von den Experten entwickelten Zielvorrichtung könne jeder Punkt im Körper millimetergenau erreicht werden.

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