GR-Wahlen in Tirol sind anders
Abgesehen von wenigen Ausnahmen in manchen österreichischen Städten gibt es nur in Tirol bei Gemeinderatswahlen die Möglichkeit des Listen-Koppelns. Dass Listen, die vordergründig nichts mit etablierten Parteien zu tun zu haben scheinen, speziell auf bestimmte Wählergruppen wie Bauern, Pensionisten oder Liftpersonal abzielen, hat in Tirol im Lauf der Zeit eine gewisse Eigendynamik entwickelt.
Das Listen-Koppeln habe dazu geführt, dass es in vielen Gemeinden einen bunten Mix an Listen gibt, so Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer. Auch wenn sich hinter vielen Listen wieder die ÖVP oder die SPÖ versteckt, so sei die Listenvielfalt gut für die Demokratie und gut für den Wähler.
Flüchtlingsthema wird Wahl mitbestimmen
Weitere Besonderheit, so Karlhofer, gewinnen die heurigen Gemeinde- und übrigens auch die Bundespräsidentenwahlen mit dem Thema Flüchtlinge. Hier, so erwartet der Politikwissenschafter, überlagere ein Thema, das oft gar nichts mit dem zu besetzenden Amt zu tun habe, die Wahlentscheidung.
Manche Parteien würden das schmerzlich zu spüren bekommen, andere wiederum könnten profitieren, so Karlhofer. Die FPÖ beispielsweise könne sich zurücklehnen und salopp formuliert sogar einen „Hydranten“ in die Wahl schicken, glaubt der Politikexperte und spricht gleichzeitig von einer bedrohlichen Entwicklung.
Jahrbuch im Zeichen der Kommunalpolitik
Im Jahrbuch „Politik in Tirol“ - verfasst von Ferdinand Karlhofer und Günther Pallaver - geht es freilich mehr um Hintergründe, Einschätzungen und Entwicklung der Kommunalpolitik im Allgemeinen. Wo liegen die Herausforderungen für Gemeinden heute, wohin geht die Reise? Wie sehen aus dem Amt scheidende Bürgermeister den Wandel der letzten Jahre und Jahrzehnte? All das können Politikinteressierte im „Jahrbuch 2016 Politik in Tirol“ nachlesen.