Neue Therapie gegen Selbstverletzungen

An der Klinik Innsbruck wird eine neue Therapieform gegen Selbstverletzung bei Jugendlichen ausprobiert. Die Zahl von Jugendlichen mit der Neigung zur Autoaggression nimmt zu. Eine spezifische Therapie gab es bisher nicht.

Im Rahmen einer Studie, die gerade vorbereitet wird, soll nun die sogenannte „mentalisierungsbasierte Therapie“ ausprobiert werden. Sie kommt aus England und ist zumindest bei Erwachsenen vielversprechend, sagen die Experten an der Klinik Innsbruck.

Immer mehr Jugendliche tun sich schwer, mit ihrer Wut und Aggression umzugehen und richten diese dann mitunter gegen sich selbst, sagt Kathrin Sevecke, die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Klinik Innsbruck. Man sehe in der Klinik mehr Patienten, die sich phasenweise selbst verletzen und tendenziell auch jüngere Patienten. Das Verhalten könne nur ein oder zwei Mal auftreten aber auch öfter und in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen.

Nachahmungseffekt durch soziale Medien

Wie viele Jugendliche betroffen sind, sei schwer zu sagen. Selbstverletzungen habe es immer schon gegeben, früher allerdings heimlicher, so Sevecke. Heute werde offensiver damit umgegangen und über soziale Medien werde selbstverletzendes Verhalten besser und schneller verbreitet, „sodass ich von einem gewissen Nachahmungseffekt ausgehe, der heute wesentlich stärker ist als früher“.

Schnitte am Arm

Degagebouche auf Wikimedia Commons/Lizenz: CC BY-SA 3.0

Schnitte durch Selbstverletzung am Arm

Spezifische Therapiemöglichkeiten gebe es in Österreich noch keine, sagt Kathrin Sevecke. Daher soll nun im Rahmen einer Studie an der Klinik Innsbruck die „mentalisierungsbasierte Therapie“ ausprobiert werden. Das ist eine Gesprächstherapie, die vom Anna-Freud-Zentrum in London entwickelt worden ist. Sevecke sagt dazu, „es geht darum, Effekte und Gefühle in der bestimmten Situation klar zu bekommen und darauf abzustellen, dass das vom Jugendlichen besser verstanden wird“.

Derzeit werden Mitarbeiter der Innsbrucker Kinder- und Jugendpsychiatrie in der neuen Therapieform geschult. In den kommenden zwei Jahren soll dann für die Studie mit insgesamt rund 150 Jugendlichen an der Klinik Innsbruck, der Klinik Klagenfurt sowie in Heidelberg gearbeitet werden.

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