Hohes Maß an angewandter Forschung in Tirol

911 Millionen Euro sind 2013 in Tirol in die Forschung investiert worden, um 180 Millionen mehr als im Jahr 2011. Damit liegt Tirol über dem Bundesländerschnitt, heißt es beim „Technologiebrunch“ beim Forum Alpbach.

911 Millionen Euro steckten Bund, Land und Betriebe 2013 in die Forschung in Tirol. Der Großteil des Geldes kommt von Betrieben, maßgeblich von zehn großen Tiroler Unternehmen, sagt Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol, der die Betriebe diesbezüglich berät. „Sie forschen sehr stark am Standort und schaffen Arbeitsplätze.“ Geld in die Forschung zu investieren, mache sich für Firmen bezahlt.

Wie Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) erklärte, würden die Zahlen belegen, dass die Politik mit der Tiroler Technologieoffensive die richtigen Impulse setze. Tiroler Unternehmen seien an 25 nationalen oder regionalen Kompetenzzentren beteiligt, in denen Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam forschen würden. „In Kürze sieht die Tiroler Landesregierung die Freigabe von Fördermitteln für drei neue, regionale Kompetenzzentren im Programm K-Regio vor, denn gerade jetzt dürfen wir mit den Investitionen in unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht nachlassen“, so Zoller-Frischauf.

Ideen brauchen Investoren

Um ein vielversprechendes Forschungsprojekt allen Patienten zugänglich zu machen, ist Herzchirurg Johannes Holfeld quasi den umgekehrten Weg gegangen und hat vor einem Jahr die Firma „HEART“ gegründet. „Es braucht Investments durch Privatpersonen, um eine neue Technologie auf den Markt zu bringen und sie voran zu treiben.“ Mittels Stoßwellen wollen die Mediziner nach einem Herzinfarkt neue Blutgefäße zum Wachsen anregen.

Stoßwellen werden seit langem in der Medizin verwendet, zum Beispiel für die Wundheilung. Für geschädigtes Herzgewebe direkt am Herzen ist die Idee neu und hat sich bereits bei Tieren und an zehn Versuchspersonen als vielversprechend erwiesen. Zur Umsetzung braucht es ein Gerät und handygroße Applikatoren: „Das Gerät wird an Kliniken verkauft bzw. ihnen zur Verfügung gestellt. Das eigentliche Geschäftsmodell ist der Verkauf der Applikatoren. Man kann sie pro Patient einmal anwenden, da sie steril sein müssen.“

Starke Tendenz zu angewandter Forschung

Laut aktuellen Forschungszahlen setzt Tirol so stark wie kein anderes Bundesland auf angewandte Forschung. Bisher war Tirol eher für seine Grundlagenforschung bekannt. Die Trendwende war Strategie der Standortagentur, heißt es. Wo es noch aufzuholen gelte, seien Ausgründungen aus den Hochschulen. Die Standortagentur betont, nicht aus jedem Wissenschafter bzw. jedem Forscher einen Unternehmer machen zu wollen. Man hoffe aber, dass die Wissenschaft ihr Wissen in die Wirtschaft bringt.

Tirol erfolgreich bei „Horizont 2020“

Karlheinz-Töchterle, Wissenschaftssprecher der ÖVP, wies im Rahmen der Technologiegespräche darauf hin, dass die im 2014 gestarteten EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizont 2020“ Wissenschaftler und Forscher aus Tirol bisher erfolgreich abgeschnitten und rund 10,3 Millionen Euro eingeworben hätten. Dabei halten Tirols Hochschulen mit 67 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil der Beteiligungen, so Töchterle. Als jüngstes Beispiel nennt Töchterle das von der Universität Innsbruck koordinierte EU-Projekt zur computergestützten Entschlüsselung historischer Schriften - mehr dazu in Computer entziffern alte Handschriften.

Mahrer: Ideen des österreichischen Schwarms nutzen

Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) hat zum Auftakt der Alpbacher Technologiegespräche den Start der „Open Innovation Initiative“ der Bundesregierung bekannt gegeben. Dabei setze man auf den Transfer von Wissen und Ideen zwischen Bevölkerung, Wissenschaft und Wirtschaft. Nach der Crowdfunding-Initiative sei dieses „Crowdsourcing unser nächstes großes Projekt, es geht darum, die Kreativität, Innovationskraft, die Ideen des gesamten österreichischen Schwarms als Schatz zu heben“, so Mahrer.

Für einen öffentlichen Konsultationsprozess, der bis zum Frühjahr 2016 abgeschlossen sein soll, wurde die Homepage www.openinnovation.gv.at eingerichtet. Es sind auch große Open Space-Veranstaltungen in Graz, Innsbruck und Wien geplant.

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