Nowak-Vogl-Ära: Uni sucht Zeitzeuginnen

Seit 2014 beschäftigt sich die Uni Innsbruck in einem Forschungsprojekt mit der 33-jährigen Tyrannei an der Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl. Die Wissenschafter suchen noch Zeitzeuginnen, die einst Patientinnen der umstrittenen Psychiaterin waren.

Die einstige Kinderbeobachtungstation in Innsbruck war über Jahrzehnte ein Ort des Schreckens. Zu diesem Ergebnis kam im November 2013 eine Expertenkommission, die die Machenschaften der damaligen und bereits verstorbenen Leiterin Maria Nowak-Vogel untersuchte - mehr dazu in 33 Jahre Tyrannei an Kindern in Tirol.

Schriftliche Quellen allein reichen nicht

Am Institut für Erziehungswissenschaft und dem Institut für Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Innsbruck existiert seit Ende 2014 ein Forschungsprojekt zur einstigen Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl. Um ein vollständiges Bild zeichnen zu können, sind die Wissenschafter auf Berichte von betroffenen Zeitzeugen angewiesen.

Die Perspektive der unmittelbar Betroffenen soll mithilfe von Interviews Eingang in die vorhandene Geschichtsschreibung finden. Im Rahmen des Projektes wurden bereits Interviews mit ehemaligen Kinderpatienten geführt. Bisher haben mehr Männer als Frauen zu dieser Erzählung beigetragen und sich für ein Interview zur Verfügung gestellt. Aus diesem Grund werden noch Frauen gesucht, die zwischen 1954 und 1987 als Kind oder Jugendliche Patientin in der Kinderbeobachtungsstation in der Sonnenstraße oder an der Universitätsklinik für Psychiatrie waren. Wichtig seien nicht nur besondere Erlebnisse die mit dieser Zeit verbunden sind, sondern im gleichen Maße auch ganz alltägliche Erinnerungen, heißt es seitens der Uni.

Projekt von Land und Unis unterstützt

Die Studie werde dazu beitragen, über die besondere Bedeutung der Kinderpsychiatrie und der Kinderheilkunde im Feld der Fürsorgeerziehung aufzuklären. Sie soll erhellen, warum die Kinderbeobachtungsstation Nowak-Vogl als Vertreterin der lokalen Kinderpsychiatrie und Heilpädagogik über lange Zeit immun gegen Reformen und Modernisierung war.

Das Forschungsprojekt steht unter der Leitung von Elisabeth Dietrich-Daum, Michaela Ralser und Dirk Rupnow. Gefördert wird das Projekt durch das Land Tirol, die Tiroler Krankenanstalten GmbH (Tilak), die Medizinischen Universität sowie durch die Universität Innsbruck.

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