Strom aus eingeschleppten Pflanzen

Im Rahmen des e5-Programms haben am Montag Gemeinden aus dem Bezirk Innsbruck-Land ihre Energiesparprojekte präsentiert. In Volders wird z.B. aus schädlichen Neophyten, also eingeschleppten Pflanzen, Strom gewonnen.

Nach dem Motto „aus der Not eine Tugend machen“ hat Volders ein Waldschutzprojekt entwickelt, bei dem aus einem weit verbreiteten Problem positive Aspekte gewonnen werden. Dabei wird der im gesamten Gemeindegebiet üppig wuchernde Staudenknöterich, das ist eine gebietsfremde Pflanze, ausgerissen. In der Biogasanlage des Abfallverbandes Hall Fritzens Volders werden die Sträucher und ihre verästelungsfreudigen Wurzeln auf 100 Grad erwärmt und unschädlich gemacht. Das dabei entstehende Biogas wird zu Strom.

In fünf Jahren frei von Neophyten

An der notwendigen Waldarbeit beteiligen sich auch einige der seit November in Volders untergebrachten 60 Asylwerber. „Das ist eine echte win-win-Situation für alle Gemeindebewohner“, sagte Bürgermeister Maximilian Harb. So wirke sich neben den Vorteilen für die Wirtschaft und die Umwelt das Projekt auch positiv auf Situation der Asylwerber aus. Die gewonnene Strommenge steht dabei nicht im Hintergrund. Nach fünf Jahren, in denen jährlich eine Gruppe durch den Wald streift und die Neophyten ausreißt, sollte das Gemeindegebiet frei von dem Schädling sein.

In Tirol gibt es 25 e5-Gemeinden. Ziel des österreichweiten Programms, das es seit zehn Jahren gibt, ist ein wirkungsvoller Klima- und Umweltschutz. Das e5-Programm richtet sich an Gemeinden, die sich aktiv für Klimaschutz, Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energieträger einsetzen wollen. Dabei geht es nicht nur um Solarenergie und Photovoltaik, sondern auch um ökologische Mobilität und Bürgerbeteiligung.

Thermische Sanierung forcieren

In Trins werden 30 Prozent des Heizwärmebedarfs durch erneuerbare Energien abgedeckt. Die 1.300 Einwohner-Gemeinde hat kaum Steuereinnahmen, aber nach eigenen Angaben die zweitmeisten Sonnenstunden Österreichs, die jetzt verstärkt für Stromgewinnung genutzt werden. Ein Viertel-Stunden-Takt für den Bus geht sich für die Ortschaft im Wipptal nicht aus, dafür hat man sich mit dem Verkehrsverbund auf einen zusätzlichen Bus in der Früh geeinigt, der die Gemeinde - in der 95 Prozent der Bewohner nach Innsbruck pendeln - nur zehn Euro pro Tag kostet.

Umrüstung der Straßenbeleuchtung

In Telfs ist ein Bürgerbeteiligungsmodell für eine energieeffiziente Straßenbeleuchtung in Planung, alle Straßenlaternen werden nach und nach auf LED-Leuchten umgerüstet. Für 3.700 Haushalte wird dort derzeit schon Strom mit Kleinwasserkraftwerken produziert. Ein Energieentwicklungsplan ergab, dass die Sanierung der Häuser energietechnisch am wichtigsten wäre. Hinderlich sei allerdings, so Cornelia Hagele vom Umweltausschuss, dass, wenn die Gemeinde Bürgern für die Sanierung einen Förderbetrag zahlt, diese eine eventuelle Förderung des Bundes zurückzahlen müssten. Doppeltförderungen, so Hagele, seien derzeit nicht erlaubt.

Mutters fördert Fahrradfahren

Mutters sprang auf den Trend zum E-Bike auf. Beim Kauf eines solchen kann man sich im Gemeindeamt 200 Euro abholen. Um einen fahrradsicheren Weg nach Innsbruck zu erhalten, gibt es jetzt Gespräche mit dem Land. Trinkwasser, das bei der Wasserfassung überlaufe, werde seit kurzem für ein Trinkwasserkraftwerk genutzt. Die Siedlung Birchfeld für energieeffizientes Wohnen wurde bereits ausgezeichnet - mehr dazu in Mutters bekommt Preis für Energiesparsiedlung . Weitere Projekte in Mutters sind die komplette Umrüstung der Straßenbeleuchtung und der Innenbeleuchtung der Gemeindegebäude auf LED-Lampen.

E-Tankstelle in Zirl

Zirl, das sich ebenfalls am e5-Programm beteiligt, erzeugt Strom aus Klärgas und produziert mehr Strom als verbraucht wird. Neue Formen der Mobilität bietet das örtliche Car-Sharing. Eine E-Tankstelle wird dem Trend zum E-Bike gerecht.

Innsbruck fördert energetische Sanierung

Innsbruck als größte e5-Gemeinde Österreichs hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 17 Prozent des Gesamtenergiebedarfs zu verringern. Es soll mehr erneuerbare Energieträger geben und die Sanierungsrate von Häusern deutlich gesteigert werden. „Großer Handlungsbedarf herrscht in Innsbruck vor allem im Bereich der energetischen Gebäudesanierung, hier verbirgt sich ein enormes Einsparungspotential“, erklärte Innsbrucks Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (Grüne). So gebe es etwa in der Landeshauptstadt gezielte Förderung in diesem Bereich. Interessant sind auch die „Sonnenscheine“. Im Rahmen dieses Projektes können Innsbrucker Anteile eines Photovoltaik Kraftwerks und sauberen Solarstrom erwerben - mehr dazu in Photovoltaik mit Kundenbeteiligung .

„Pionierarbeit“

Die Projekte, die bei einer Pressekonferenz in Volders vorgestellt wurden, tragen dazu bei, Tirol 2050 energieautonom zu machen, erklärt der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP) in der Pressekonferenz. „Die sechs e5-Gemeinden des Bezirks Innsbruck-Land leisten echte Pionierarbeit in Sachen Energieeffizienz und Nutzung erneuerbaren Energien“, so Geisler.

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