Eklatanter Anstieg bei hilfesuchenden Kindern
Insgesamt 3.902 Mal haben sich vergangenes Jahr Kinder und Jugendliche in Tirol an die Kinder- und Jugendanwaltschaft gewandt, um 2.600 mehr als im Jahr davor. Von Fragen im Umgang mit der Polizei, bis zum Jugendschutzgesetz über Gewalt in der Familie und Cybermobbing in der Schule reichen die Themen, sagt die Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser. Obwohl seit 25 Jahren gesetzlich verboten, sei Gewalt in der Erziehung nach wie vor ein Thema, so Harasser: „Nur 58 Prozent wissen, dass es diese Verbot gibt. 30 Prozent stehen nach wie vor der Ohrfeige positiv gegenüber. Das sind für mich erschreckende Ergebnisse. Das ist für uns ein Auftrag, weiterhin an diesen Themen dranzubleiben.“
Weniger Anfragen von Kindern und Jugendlichen habe es letztes Jahr beim Dauerbrenner Scheidungen und Besuchsrecht gegeben. Elisabeth Harasser glaubt, dass das neue Kindschaftsrechtsänderungsgesetz bereits Wirkung zeigt.
Psychologin als externe Vertrauensperson
Die Hilfe für die rund 400 Kinder in Tirol, die nicht bei ihren Familien wohnen, wird bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft ausgebaut. In sämtlichen Einrichtungen wird den Kindern und Jugendliche eine Psychologin als externe Vertrauensperson zur Verfügung stehen. 2011 ist dieses Pilotprojekt in drei Einrichtungen gestartet. Die Skepsis sei anfangs groß gewesen, erzählt Franziska Schröcker: „Die Betreuerinnen und Betreuer haben mich gefragt: ‚Was erzählen dir die Kinder, was sie mir nicht sowieso auch erzählen?‘ Aber Kinder und Jugendliche, die in einer Familie aufwachsen, möchten auch nicht alle Probleme mit ihren Eltern besprechen. Und genauso ist es auch in einer Wohngemeinschaft.“ Harasser bedauert, dass für diese rund 400 Kinder nur eine halbe Vollzeitkraft zur Verfügung steht.